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FÖN

Jodeln, jammern, juchzn

Magazin am Wochende 2. Dezember 2000 | Text: Christof Völlinger

"Alpenrocker" Hubert von Goisern meldet sich mit Fön zurück

Schrillen Jodlern und dissonanten Juchzern zum Trotz: Die ausgelatschten Pafadde alpenländischer Folklore sind ihm ein Graus. Abseits von Spießertum und Traditionalismus experimentiert Hubert von Goisern seit Vorlage seines ersten Albums Alpine Lawine 1988 mit Klang- und Stilrichtungen - stets bestrebt, der diatonische Ziehharmonika, dem Flügelhorn oder der steierischen Mundharmonika neue Töne zu entlocken. Die Suche nach Inspiration führt ihn zuletzt nach Tibet, Afrika und Indien - dort sucht er Abstand zum Alpinkatzen-Projekt, lässt das Hiatamadl hinter sich, sagt "Goisern", der liebevoll besungenen Heimat, still ade.

Doch nun ist der "Alpenrocker" zurück. Vital, sprühnend vor Spielfreude und Sprachwitz, zieht er auf der CD Fön (Blanko Musik) alle Register, mischt volkstümliche Elemente in seiner unverkennbaren Manier mit rockigen Rhythmen. In der Nummer Kålt gibt er in markantem Dialekt phantasievolle, bedeutungsschwangere Silben von sich, hinter denen sich codierte Originalzitate des Rechtspopulisten Jörg Haider verbergen, um dann zu konstatieren: "Mir ist kålt und mir kälter, und des, des liegt nit am Wetter" Doppelmoral der Kirche greift er ebenso an, wie er gegen Gewalt und Krieg trommelt. In Stråss'n indes zieht er - nicht ohne Wehmut - einen Schlussstrich unter die Vergangenheit: "Wås vorbei is', is' vorbei..."

Hubert in Hof

Frankenpost | Text: el

Am 28. März kommt Hubert von Goisern nach Hof und bringt Fön mit. Wer dabei an Kopfweh und Depressionen denkt, sorgt sich freilich umsonst. Fön heisst die neue CD Hubert von Goiserns, und die verursacht weder das eine noch das andere.

Ein bisschen Enttäuschung könnte vielleicht aufkommen bei den Volksmusikanten unter seinen Fans. Hat uns doch vor allem die Art imponiert, wie er in früheren Produktionen traditionelle Musik mit internationaler Musikkultur vermischte. Von traditioneller Musik aber ist - von einer "Steirischen" im Hintergrund abgesehen - nicht mehr allzu viel zu hören. Salsa, Reggae, Blues (eine Cover-Version von Janis Joplins legendärem Mercedes Benz ist auch dabei), eben globale Töne dominieren das Album.

Gut und schön ist das allemal. Schon seine stimmigen Dialektspielereien, weit, weit weg vom gängigen "Wiener Liedermacher-Schmäh" machen Laune. Kraft hat seine Musik auch. Kraft, die sich nicht nur aus Lautstärke und verzerrten Gitarren rekrutiert sondern aus der Erde, die in seiner Musik steckt. Bissig ist er, wenn er seine Stellungen zu Haider und zur katholischen Kirche bezieht. Und mögen werden ihn die Fans, wenn er am 28. März in der Hofer Freiheitshalle seine neuen Liebeslieder singt. Lieder wie Fia di. Wetten, dass?

Hubert von Goisern - Fön

Ein ehemaliges Original Alpinkatzen-Mitglied von Goisern erinnert uns, daß es so etwas wie österreichische, ursprüngliche Musik gibt, und dies kann eine schöne Sache sein. Drawig, der erste Track, nimmt Österreich ins jazzige Hip-Hop-Gebiet, während das schöne Spåt das Jodeln in einem umgebenden Kontext benutzt, um eine wunderschöne Reise zu machen. Ja, es gibt ein wenig oompah, und mal scheint die Band den Cocktail-Blues zu viel zu geniessen, aber wenn von Goisern sie in poppige und ursprüngliche Landschaften führt, schaffen sie etwas ganz Bemerkenswertes, das viel breitere Publicity verdient.

Hubert von Goisern

www.a1.net | Text: kv

Ein Mann aus einer ganz anderer Sparte wird mit seiner Fön-Tour Österreich bereisen, nämlich Hubert von Goisern. Mit seinen neuen Songs, die so ganz anders sind als etwa Hiatamadl will er an die alten Erfolge anknüpfen. Mit seinem neuen Stil aus Funk, Jazz und Austro-Rap setzt er neue Maßstäbe innerhalb der österreichischen Musik-Szene und läßt auf ein interessantes Konzert hoffen.

Wie warmer Alpenwind

Hören & Sehen 28. Oktober 2000 | Text: Ralph Schipke

Der alpenländische Jodel-Punker Hubert von Goisern meldet sich zurück. Die kleine, aber feine Fangemeinde seiner musikalischen Kuriositätensammlung wird sich freuen.

Vor sechs Jahren hatte sich der österreichische Erz-Musikant einem furiosen Live Album und unbekannten Ziel aus dem Musikgeschäft verabschiedet. Seine Band, die Alpinkatzen, entließ er in die Unabhängigkeit. Inzwischen hatte er zwecks Weltläufigkeit und Selbsterfahrung je eine CD mit tibetischer und afrikanischer Musik produziert. Nun ist er wieder da. Nicht ganz der Alte.

Der Fön - egal ob als Haartrockner oder als Alpenwind - bringt bekanntlich warme Luft. Und wie ein warmer Wind entströmt der Goisern-Sound aus dem Lautsprechern. Dabei aber überhaupt nicht wie abgestandener Mief.
Der Almenduddler ist souliger, jazziger geworden. Seine Texte (eine Wortliste der ärgsten Dialektismen im Booklet hilft dem hochdeutschen Hörer) sind direkter und kompromissloser. Allein Zitate von Jörg Haider (Österreichs Vorzeige-Rechter stammt wie Goisern aus Goisern) im Stück Kålt wurden kodiert abgedruckt. Wir müssen uns also die Mühe machen, genau zuzuhören. Und das ist wohl seine Absicht gewesen ...

Hubert von Goisern & Fön

Bad Ischler Rundschau 9. November 2000 | Text & Foto: Josef H. Handlechner

Originalzitat: "...mit Musik und Texten ist es wie mit der Liebe..."

Hubert von GoisernJetzt ist es soweit: Seit Montag ist die neue CD von Hubert von Goisern erhältlich. Viel ist spekuliert worden, jetzt kann sich jeder selbst anhören, wieweit Hubert dort anknüpft, wo er vor sechs Jahren aufgehört hat.

Mit Fön erschließt Hubert seinen Zuhörern wiederum neue Klangwelten und läßt mit jedem Lied in einen anderen Gefühlszustand eintauchen. Fön ist keine CD, die man sich einmal anhört, die einem auf Anhieb gefällt und die man dann einfach weglegt.

Fön - viel mehr als jede andere Hubert von Goisern-CD bisher - wirkt langsam, zwingt einem geradezu, sie sich mehrmals anzuhören.

Und jedesmal eröffnet sie neue Zugänge und packt einem immer wieder aufs neue und auf andere Art und Weise. Je öfter man hineinhört, desto tiefer stürzt man hinein und word von der Musik und den Texten gleichermaßen gepackt und erfaßt.

Kein Bruch, sondern Weiterentwicklung

Um die Frage zu beantworten, wieweit Hubert von Goisern jetzt von dem weg ist, was er mit den Alpinkatzen gemacht hat: Fön ist kein Bruch, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung.

Mit den neuen Musikern (Arnulf Lindner am Baß, Bernd Bechtloff am Schlagwerk, Burkhardt Frauenlob an den Tasteninstrumenten, Helmut Punzenberger an den Gitarren, Irene Troi an Violine und Viola, Monika Drasch an der Violine und Gesang, Robert Friedl am Sax sowie den Sängerinnen Aia Zischg und Ingrid Moser) präsentiert sich Fön mit viel Gefühl.

Fön hat einiges zu bieten: Zum einen Titel, die die Alpinkatzen-Fans versöhnen und die an vergangene Zeiten anschließen. Zum anderen öffnet sie sich einem Publikum, das mit Hubert bisher vielleicht wenig anfangen konnte.

Die Palette reicht von Jodlern und gefühlvollen Klangbildern über sanfte, eingehende Balladen bis hin zu rockigen oder popigen Liedern. Auch die Texte eröffnen viele neue Seiten im Schaffen von Hubert von Goisern und kehren ehrlich und ungeschminkt Inneres nach außen.

Aber wie schreibt er selbst im Booklet: "...mit Musik und Texten ist es wie mit der Liebe. Man kann sich danach sehnen, sich dafür öffnen - und sie ist eigentlich immer da; aber um sie in sich zu entdecken, ist es mit dem Wollen und der Anstrengung alleine nicht getan..."

Hubert von Goiserns Fön ist im Vertrieb von Virgin Music erschienen. Am 8. März 2001: Konzert in Bad Ischl

Informationen zu Hubert von Goisern gibt es auch unter www.hubertvongoisern.com - mit ausführliche Informationen wie Übersetzungen von Kritiken zur neuen CD und Interviews sowie absolut lesenwerten englischen Fassungen der Texte.

Hubert von Goisern - Fön

Art-Tour 11/00 | Text: Flo

Nach 6 Jahren ein HvG-Album nach dem Auflösen der Alpinkatzen, wie es seine Fans erwarten. Doch wer einen neuen Versuch der Art Hiatamadl erwartet, wird durch das neue Material genauso wenig enttäuscht noch überrascht werden. So oft der Stil von HvG versucht wurde zu inspirieren, mit diesem Album setzt er seinen Neidern und Vererhrern ein noch hoheres Ziel ihn zu erreichen. Latino-Stile, Reggae, Jazz, Rock oder Klassik, wahrscheinlich paßt zu der steyrischen Volksmusik jede Art der Instrumentenbearbeitung, solange der Weltenbummler Hubert von Goisern die Komposition übernimmt. Die messerscharfe Textattacken scheinen mit der Musik zu fließen und erzählen von Liebe, Dummheit, Stumpfsinn und Lebensfreude. Gläsern wirkte die Persönlichkeit schon immer doch auch liebenswert undurchdringlich. Aber mit dem Schmäh eines eigensinnigen Marathon-Läufer-Verachter, den Österreich so dringend braucht. Geh Herrgott hiazt kauf ma an Mercedes Benz ..., auch wenn es ka(o)lt is un nit am Wetter liegt.

Fön

Fritz December 2000

Long time no see. Will sagen: Hubert von Goisern war lange weg vom sogenannten Showbiz. Sech Jahre, um genau zu sein. Genug Zeit, die erfolgreiche aber beendete Ära der Original Alpinkatzen zu verarbeiten. Aber auch genug Zeit, seine wieder gewonnene Freiheit sinnvoll mit Familie und Reisen zu nutzen. Jetzt ist er endlich wieder da und einmal mehr gelingt es ihm, traditionelle Volksweisen mit Elementen der unterschiedlichsten Genres unverkrampft und vor allem alles andere als peinlich miteinander zu vermengen. Der Alpen-Rocker hat sich zu einem Weltmusiker gemausert. Seine jüngste Scheibe Fön ist interessant und inspirierend.

CD des Monats

Aschaffenburger Stadt Magazin - 11/175 - November 2000 | Text: gi

Vom Hiatamadl will Hubert Achleitner alias Hubert von Goisern nicht mehr wissen. Wenn er am 18. März kommenden Jahres nach Aschaffenburg kommt, will er lieber Songs seiner Tibet- oder Afrika-CD spielen. Oder von Fön, seinem derzeitigen Longplayer, der Hubert von Goisern einmal mehr in Bestform zeigt. Hier sind keine jodelnden Alpinkatzen mehr am Werk, sondern anspruchsvolle Musiker aus Österreich, die wohl am besten klassische Volksmusik (mit Quetsche etc.) und Rockmusik verbinden, ohne dabei karibische Einflüsse oder Blues, Jazz, Soul und Klassik außer acht zu lassen. Damit auch hochdeutsch sprechende Menschen die Songtezte verstehen, gibt es im Booklet außer den Texten auch ein paar Übersetzungen. Um die Musik zu verstehen, bedarf es keinerlei Übersetzung sondern nur Zeit. Erst einmal eine Stunde, um die CD zu hören. Und dann sofort noch eine zweite...

★★★★★★

Ein Mann: Hubert von Goisern

Brigitte 2001 | Text: Angela Wittmann

Mei, was für ein Prachtbursch. Sechs Jahre lang haben wir uns nach ihm verzehrt, jetzt heißt es: jauchzen, frohlocken und vor Freude Watschentänze aufführen! Der Hubert ist wieder da, der gute Mensch von Goisern, und jodeln kann er immer noch, dass jeder Bergfex neidisch wird. Fön heißt seine neue CD, und im Frühjahr geht's endlich auf Tour weit über den Weißwurschtäquator hinaus. Dort versteht ihn zwar keiner, aber die Botschaft ist unvergessen: Volksmusi ist für alle da, nicht nur für die Almdudler im Musikantenstadel, also zieht den "Tümelnden" die Lederhosen aus!

Dem feschen! Hubert, der selbst gern Krachlederne trägt und als querschädliger Alpensozialist glühend verehrt wird, ist ein Ethno-Crossover zwischen Bierzelt und Blueskeller gelungen und damit die "Quadratur des Geißbocks" ("Frankfurter Rundschau"). Das hat ihm einen Riesenerfolg beschert - und das starke Bedürfnis nach einer Auszeit: "Als ich anfing, war ich der Hecht im Karpfenteich. Am Schluss hatte ich Angst, dass ich schon ein Karpfen bin."

Seiner Freundin, seinen beiden Kindern und der schönen Heimat tief im Salzkammergut wollte er sich widmen. Koa Hiatamadl mehr und keine Gaudi mit der Quetschkommode. Die Fans blieben weinend zurück. Aber untätig rumgehockt im Kurort Goisern, wo die Einheimischen langsam gehen, "nur damit die Siechen sich gleich besser fühlen", ist der Privatmann Hubert Achleitner nicht. Die Filmmusik zu Schlafes Bruder hat er komponiert und im ZDF-Drama Hölleisengretl sein Schauspiel-Debüt gegeben. Er ist nach Tibet gereist und nach Tansania, hat sich mit dem Dalai Lama angefreundet und die Seelenverwandtschaft zu Jane Goodall entdeckt. "Wenn du einmal in die Augen der Schimpansen geschaut hast, bist du nie wieder derselbe", hat sie ihm erklärt.

Geschadet hat es ihm jedenfalls nicht. Gewohnt kämpferisch wettert Hubert auf der neuen CD gegen seinen alten Widersacher Haider - wie er ein Sohn Goiserns. Und sein weltweit verständliches Yodelling ist souliger denn je, vor allem, wenn es in den Songs um die Angst geht, verlassen zu werden. Jessasmarantjosef, Hubert, das darfst du uns nie wieder antun.

Dieser "Fön" bläst Haider ins Gesicht

Saarbrücker Zeitung 12. Januar 2001 | Text: Thomas Reinhardt

Ganz schön umtriebig ist dieser Mann. Dauernd unterwegs zu neuen Ufern. In den letzten Jahren war er in Afrika, Indien und Tibet, hat mit Inexil und Gombe zwei prachtvolle CDs vorgelegt. Jetzt ist Hubert von Goisern wieder zurück, präsentiert mit Fön (Blanko Musik/Virgin) ein neues Studioalbum - eines der besten des Jahres 2000.

Blick zurück: Anfang der 90er Jahre. Da tritt Hubert Achleitner aus Bad Goisern im Salzkammergut eine Lawine los. Setzt die Volksmusik unter Strom, fegt von dem österreichischen Kurort quer durch die Alpenrepublik, wagt sich über die Grenze nach Deutschland, stürmt gar bis Texas. Hubert von Goisern und seine Band Die Original Alpinkatzen revolutionieren die Volksmusik. Ihr Ethno-Rock mit der Steirischen Ziehharmonika, mit E-Gitarre und Bass, Pfeife und Maultrommel schießt in die Hitparaden. Das Album Aufgeigen statt niederschiassen (1992) erreicht in Österreich Vierfach-Platin. Auch Omunduntn (1994) wird ein Erfolg, doch danach steckt sich Hubert von Goisern neue Ziele, schreibt die Musik zu Joseph Vilsmaiers Kinofilm Schlafes Bruder und zu dem Kinderfilm Ein Sack voller Lügen, lässt dann Inexil und Gombe folgen.

Jetzt wollte er wieder "etwas vollkommen neues, etwas anderes machen", so sein Anspruch an die neue CD. Das ist ihm gelungen. Auf Fön hat sich der Komponist, Texter, Sänger und Multi-Instrumentalist weiterentwickelt. Seine (Volks-)Musik ist noch vielseitiger, ausgefeilter, im positiven Sinne künstlerischer geworden. Ideenreiche Kompositionen, große Stilvielfalt, ausgefuchste Harmonik, Klasse-Texte (ironisch, kritisch) und bärenstarke Musik ist das. Der Meister selbst singt und jodelt (von zärtlich bis überschwenglich), spielt auf Gitarre, der Diatonischen Ziehharmonika, Flügel- und Althorn, Mundharmonika und Pfeifen. Dazu kommen Bass, Schlagzeug und Tasteninstrumente und zusätzlich sorgen Violine, Viola und Saxofon für Abwechslung und unterschiedliche Klangfarben.

Die elf Songs (zum Glück sind sie wieder im Dialekt - das passt am besten) reichen von mitreißend-temperamentvoll bis butterzart-stimmungsvoll. Wunderbar sind seine Balladen wie Da Diab (Der Dieb) und Ang'lacht (Angelacht), und Hubert von Goisern bringt die Kunst des Jodelns auf ein neues Niveau, wie man in dem fantastischen Kleinod Spat hören kann. Übrigens: Im Beiheft zur CD sind die schwierigsten österreichischen Ausdrücke übersetzt. Und es gibt ein Lied zum Thema Jörg Haider, das heißt Kalt - und im CD-Booklet stehen Originalzitate von Haider als codierte Achtzeiler (da kann man sich als Code-Knacker versuchen).

CD des Monats - Hubert von Goisern

Bonner Illustrierte Dezember 2000

Fön: Der Begründer des Alpenrocks hat für sein erstes kommerzielles Album seit mindestens sechs Jahren wieder einmal sein ganzes Sammelsurium an Pfeifen, diatonischen Ziehharmonikas, Flügelhörner, Mundharmonikas und Gitarren ausgepackt und serviert ein gefühlvolles Miteinander von Blues, Jazz und Volksmusik. Die Konzeption erinnert auf Grund ihrer Perfektion und verspielten Vielseitigkeit an kongeniale Großmeister wie Sting oder Peter Garbriel. Goisern karikiert den Rechstpopulisten Jörg Haider und sucht im Reggae geprägten Ang'lacht nach einer neun Art des Jodelns. Meisterlich!

Hubert von Goisern - Fön

Hubert von Goisern, besser gesagt Hubert Achleitner aus Bad Goisern, und seine Alpinkatzen eroberten in den 90er Jahren die Herzen vieler Fans mit außergewöhnlicher, dialektisch, alpenländischer Volksmusik aus Österreich. 1994 beendeten sie die sehr erfolgreiche Verbindung und Hubert zog sich meditierend, wandelnd nach Tibet und Afrika zurück. Die dort gewonnenen Einflüsse nutzte er für zwei sehr Weltmusik orientierte Alben, die jedoch keinen großen Erfolg einspielten. Vielmehr errang Hubert von Goisern in den vergangenen Jahren Ruhm und Ehr, durch seine Filmmusik für Schlafes Bruder und seine Rolle im Film Hölleisengretl.

Nun, im Jahre 2000, beschreitet Hubert von Goisern erneut Volksmusikboden. Mit einer Vielzahl an Künstlern an seiner Seite, läßt er unterschiedliche Einflüsse aufeinander treffen und erklingen. Der Blues, Soul, Funk und Jazz, geht einher mit einem volkstümlichen Landler; es erklingen Mundharmonika, Geige, Saxophon und Ziehharmonika. Über allem schwebt ein meist dialektischer Text. Aber aufgepaßt! Man muß schon zweimal hinhören, bis die Musik greift und einen in den Bann zieht. Aber dann ...

Hubert von Goisern meldet sich mit Fön äußerst eindrucksvoll zurück. Ohne das Risiko zu scheuen, spielt und jongliert er und seine Band mit Melodien unterschiedlichster Genres. Der Stilmix ist faszinierend und kühn gewählt. Kein einfaches, dennoch ein beeindruckendes Album. Anspieltipp: Mercedes Benz - ein Hommage an Janis Joplin, mit Ziehharmonika und ganz österreichisch.

Fön von Hubert von Goisern

Der Waldviertler | Text: Paul Herzog

Bewertung: ★★★★★★ Darf in keiner Sammlung fehlen!

Gratulation, Hubert! Eine ausgezeichnet gute, österreichische Produktion! Sein neuestes Werk ist ein Feuerwerk an Präzision, neuer Volxmusik, Jazz und Folk.

Die Zeiten vom Hiatamadl (NR.1 Hit in Österreich!!) sind endgültig vorbei! Begonnen hat diese Trendwende beim "Goiserer" wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, mit seinen Reisen nach Afrika und Tibet. Gombe und Tibet so die Titel seiner beiden letzten Werke waren Reisedokumente und ließen schon Veränderungen vom Bierzeltmusiker hin zum avantgardistischen Volxmusiker erkennen.

Mit Fön geht er einen Schritt weiter, vermischt Jazz, Funk und Volksmusik mit einer Brise World Musik. Seine ausgesprochen perfekten Musiker ergänzen den "Geheimtip Goisern" aufs beste.

Manchmal könnte man glauben, diese CD sei eine Liebeserklärung an seine Frau, (Anspieltipp: Fia di) doch im nächsten Moment ist man schon wieder bei echten österreichischen G'stanzln zu Hause (Anspieltipp: Da Dåsige).

Es bleibt zu wünschen, dass mehr Musiker Mut zu neuen Wegen finden, wie uns das Beispiel Goisern zeigt und so die Musiklandschaft neue Impulse findet.

CD der Woche

Quelle unbekannt

Vielleicht das originellste Album des Jahres. Von einem, den zwar nicht jeder versteht (Da Dåsige), der aber dafür Mercedes Benz mit der diatonischen Ziehharmonika beherrscht. Zu Steeldrums wird gejodelt & Landler im Reggae-Rhythmus waren ja überfällig. Tja, der Alpinkater hat sich umgehört!

Toptitel im November bei HMV

www.city-card.de

Hubert von Goisern - Fön : Hubert von Goisern ist einer, der mit offenen Augen und Ohren durch die Welt reist, auf Tobago zu den Steeldrums jodelt und wieder daheim den Landler im Reggae Rhythmus spielt. Entsprechend hört man auf dem neuen Album Fön karibische Rhtythmen, soulige Töne, jazzige Klänge und den reinen Blues vermischt mit Native Sounds, was in dieser Kombination verblüffend neu zu klingen vermag.

Fön

EMI

Der österreichische Exot Hubert von Goisern veröffentlicht Anfang November nach mehrjähriger Pause sein brandneues Studioalbum Fön. Bekannt wurde er durch seine bizarre Mischung aus Jodeln, Ziehharmonika-Spielen, Rock-Elementen und "schrägen" Texten. Auf seinem Neuling finden sich 12 Songs inkl. der Janis Joplin Cover-Version Mercedes Benz. Mal geht's heftig ab dann wieder eher besinnlich - alles in allem Fön ist spannend und ebenso gut wie früher! Internet Bannerwerbung auf "high traffic" Websites. Live-Daten für Frühjahr 2001 geplant!

Hubert von Goisern: Fön

ZDexpo 10/2000 | Text: Horst-Jürgen Meilfrank © teleschau - der mediendienst GmbH

Eines gleich vorweg: Wer bei Hubert von Goiserns neuestem Werk zünftigen Alpenrock mit Schenkelklopfern wie Hiatamadl erwartet, wird enttäuscht. Die Zeit der Alpinkatzen, jener Formation mit der von Goisern einst riesige Erfolge feierte, ist vorbei, schon seit Ende 1994. Auch mit seinen beiden letzten, von langen Auslandsaufenthalten geprägten Solo-Veröffentlichungen, Inexil und Gombe, hat Fön nichts gemein. Hubert von Goisern widmet sich wieder "seiner" Volksmusik, die so ganz anders ist, als es das Trachtenjanker-tragende Musikantenstadl-Publikum gewohnt ist. Insofern ist es schon eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, nur fehlt diesmal eben das "Rockelement" aus der Alpinkatzen-Ära.

Ja, ruhig geht's zu bei Hubert von Goisern. Entspannt, gemächlich und manchmal auch melancholisch und romantisch. Irgendwie sind das ja auch Adjektive, die auf den Musiker und Schauspieler (Hölleisengretl) selbst passen könnten. Mit Spät ist ihm gar ein wunderschöner Jodler gelungen, der - wirklich nicht im zynischen Sinne - perfekt zum Einschlafen geeignet ist und für süße Träume von verschneiten Winternächten in romantischen Berg-Dörfern sorgt.

So belanglos wie man jetzt vielleicht meinen mag, ist Fön aber nicht. Die Texte beweisen, dass in Hubert von Goisern noch immer jener aufsässige "Alpenrebell" steckt, der einst die volkstümelnde Volksmusikszene im deutschsprachigem Raum aufgemischt hat. Hintergründig, zynisch und augenzwinkernd setzt er sich mit Themen wie Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit in der Gesellschaft ebenso auseinander wie mit der Politik. Kalt ist von Goiserns Statement zu FPÖ-Gallionsfigur Jörg Haider - so lässt sich der gewitzte Song jedenfalls interpretieren. Den überdeutlichen Worten des Refrains stehen unverständliche Kauderwelsch-Strophen gegenüber, die im Booklet als Code-Text verschlüsselt wurden. Sehr persönlich sind von Goiserns Liebeslieder. Sanfte Balladen wie Da Diab, Anglacht oder Fia Di gehen unter die Haut. Dafür sorgen sowohl die berührend offenen Bekenntnisse als auch die gefühlvolle Stimme. Vielleicht keine Musik für mitsingende "Fans", sicher aber eine für "Zu-Hörer".

Review

Amazon.de 2000 | Text: Wolfgang Hertel

Hubert Achleitner aus Bad Goisern in Österreich zählt seit Jahren zu den mutigsten Erneuerern der Volksmusik. Zusammen mit seiner Band, den Alpinkatzen, schaffte er es seit Anfang der 90er-Jahre, ein breites Publikum für zeitgenössische, aufgeschlossene Volksmusik fern ab vom Musikantenstadl, zu begeistern. Mit Songs wie Hiatamadl oder Heast as nit und Alben wie Aufgeigen statt niederschiassen und Omunduntn belegte er vordere Ränge der Charts.

1994 beendete Hubert von Goisern das Kapitel Alpinkatzen und verabschiedete sich für das Erste von der Konzertbühne, 1995 reichte er das Live-Album Wia die Zeit vergeht nach. Im gleichen Jahr komponierte er auch die Musik zu Schlafes Bruder und gab in Die Hölleisengretl sein Debüt als Schauspieler. 1996 reiste er dann nach Tibet und Ostafrika. Die Erfahrungen, die er dort sammelte, verarbeitete Hubert von Goisern in den Weltmusik-Alben Inexil und Gombe.

Auf Fön konzentriert sich der charismatische Sänger und Multi-Instrumentalist wieder darauf, seine Vision lebendiger, außergewöhnlicher, alpenländischer Volksmusik zu verwirklichen. Verschiedenste Einflüsse treffen hier aufeinander und ergeben eine faszinierende Stilmixtur, die deutlich mehr ist als nur die Summe ihrer Einzelbestandteile. Drawig zum Beispiel hat den Funk, Da Dåsige hingegen basiert auf einem Landler. Blues-, Soul- und Jazz-Elemente tauchen auf, werden vermengt mit Geige, Zieh- und Mundharmonika-Tönen und kombiniert mit Texten, die durchweg im Dialekt gehalten sind.

Im Vergleich zu seiner Zeit mit den Alpinkatzen beweist Hubert von Goisern noch mehr Mut zum Risiko, lässt noch mehr verschiedene Bestandteile unterschiedlichster Genres in seine Musik miteinfließen. Herausgekommen ist ein kühnes Album, das sich nicht auf Anhieb erschließt, einen nach mehrmaligem Hören jedoch in seinen Bann schlägt und das eine der originellsten Coverversionen der letzten Zeit parat hält: Mercedes Benz von Janis Joplin, dargebracht mit Ziehharmonika und österreichischem Text.