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GRENZENLOS IN AFRIKA

Hubert von Goisern in Westafrika

HvGDrei Stationen hatte Hubert von Goisern für sich und seine Band im Zuge des Abenteuers Afrika eingeplant: Die kapverdische Hauptstadt Praia, Dakar und Burkina Faso. "Ich will Freunde finden, den musikalischen Austausch suchen und zeigen, welche Musik wir machen", stellte Hubert vor der Abreise fest. Dies gelang schon mit dem ersten Konzert in Praia mit über 4.000 Besuchern. Absoluter Höhepunkt wurde ein Auftritt in den Slums von Dakar. Trotz vieler Warnungen und Sicherheitsbedenken spielte die Band vor einem dankbaren und mitgehenden Publikum. Der Wunsch vom gemeinsamen Musizieren mit afrikanischen Musikern erfüllte sich auf eindrucksvolle Weise als die verschiedensten Musiker ihre eigenen Lieder und Rhythmen präsentierten.

Sehnsucht, Meer & Herzblut

Die Presse 27. Februar 2004 | Text & Foto: Fritz Kalteis
Tete Alhinho und Hubert von Goisern

Die Kapverdischen Inseln tanzen afrikanische Rhythmen und singen europäische Melodien. Ihre Hauptstadt Praia pflegt heitere Melancholie und ist dem Wiener Wesen gar nicht fern.

[...] Seit Ostern 2002 kennt man in Praia auch die Bedeutung des Wortes Jodeln - Hubert von Goisern war da. Gerhard Überbacher, damals Gitarrist in Goiserns Band, erinnert sich an eine der Nächte in der lebendigen Altstadt von Praia. "Der Club hieß Tex Mex und hat an diesem Tag extra für uns aufgesperrt, weil wir mit der Reggaeband des Musikers Vadu jammen wollten. Durch die Mundpropaganda hat sich's schnell herumgesprochen und der ganze Club hat bis 5 Uhr früh getanzt." Beim offiziellen Konzert tags darauf jubelten 20.000 Menschen, ein Jahr später beim riesigen Gamboa-Festival im Mai gar 90.000. "Jede der Inseln hat ihren eigenen Rhythmus", bestätigt Tete Alhinho, die Solostimme von Simentera, "alle Kapverdier haben die Musik im Blut".

"Über d'Alma" unter der Sonne Westafrikas

Bad Ischler Rundschau 25. April 2002 (Teil 1) | Text & Foto: Hannes Heide
Hubert von Goisern in Westafrika

Kulturaustausch / Hubert von Goisern und die Hohtraxlecker in Cap Verde

Die Kap Verden sind nicht Afrika und schon gar nicht Europa. Hier weht ein anderer Wind. Der dafür ständig. Ob die kapverdische Hauptstadt Praia deshalb der ideale Ausgangspunkt für eine musikalische Reise durch westafrikanische Länder ist, das weiß bei der Ankunft von Hubert von Goisern und seiner (neuen) Band noch keiner. Die Euphorie des kurz zuvor absolvierten Auftritts in Ägypten vor 15.000 begeisterten Fans, die tragen freilich noch alle in sich.

Aber kann sich ein solches Erfolgserlebnis innerhalb kürzester Zeit wiederholen?

Es tauchen Zweifel auf: "Warum steht einen Tag vor dem Konzert die Bühne noch nicht? Warum wurde nicht plakatiert? Wieviele Leute werden kommen?"

Es gibt keine befriedigenden Antworten. Kap Verde ist Afrika also nicht nur geographisch nah, sondern wohl doch auch mental.

Und doch: Langsam aber sicher werden alle Fragen (meist von selbst) beantwortet. Plakate hängen deshalb nicht, weil die Analphabetismusrate bei 30 Prozent liegt. Wichtig ist die Radiowerbung und die Radiostationen weisen schon seit Tagen auf das Ereignis hin: Simentera feiern den 10. Geburtstag und geben gemeinsam mit den österreichischen Gruppen Hubert von Goisern und der Hohtraxlecker Sprungschanznmusi ein "Free Concert".

Am Veranstaltungstag steht sie auch die Bühne, ausgelegt mit Brettern und dem einen oder anderen Loch. Und dennoch scheint alles, was hier aufgebaut wird, zwar improvisiert, aber durchdacht. Es ist zwar schon finster, aber noch ist das Licht nicht fertig montiert, geschweige denn eingeleuchtet. Und doch: bis zum ersten Auftritt, jenem der Hohtraxlecker, steht alles.

Jetzt müssen nur noch Leute kommen. Um 9 Uhr zum angekündigten Konzertbeginn ist die Kulisse schütter, vielleicht hundert Leute verteilen sich am riesigen Platz vor dem Fußballstadion.

Als die Hohtraxlecker zu spielen aufhören, ist das Publikum bereits deutlich angewachsen. Beim Auftritt von Simentera füllt sich der Platz langsam, ehe schließlich gegen 23 Uhr Hubert und seine Band vor einer Kulisse von gut und gern 4000 Zuschauern auftreten.

Und die Stimmung, für die sie sorgen, ist einmalig: Da springen Leute auf die Bühne und tanzen mit, die einzelnen Lieder werden eingeklatscht. Autofahrer, die auf der nahen Straße vorbeifahren, beteiligen sich am Konzert, in dem sie hupen.

Erinnerungen an Ägypten werden wach und dennoch wird es ein ganz einzigartiger Abend.

Ermutigender Auftakt für die Reise

Tété Alhinho von der Gruppe Simentera kommt auf die Bühne und singt gemeinsam mit Hubert über d'Alma. Eineinhalb Stunden dauert das Konzert, das ein würdiger und ermutigender Beginn für die Afrikareise werden sollte.

Hubert muss Autogramme schreiben und darf ein Reihe von Komplimenten entgegennehmen ("Bono, Bono, you are Bono Vox"). Warum er nach Afrika gefahren ist? "Ich will Freunde finden, den musikalischen Austausch suchen und zeigen, welche Musik wir machen."

Schon mit dem ersten Konzert ist das gelungen - denn war erst die erste Station einer dreiwöchigen Reise durch Afrika.

"Alle, die a Stimm' haben, sollen singen!"

Bad Ischler Rundschau 2. Mai 2002 (Teil 2) | Text & Foto: Hannes Heide

KULTURAUSTAUSCH / Hubert von Goisern & Co in Westafrika

Hubert von Goisern in AfrikaAfrika ist nicht nur ein geografischer Begriff, sondern auch Einstellung, Mentalität. Das heißt auch, dass, so mancher, sich schon vierzehn Tage in Afrika aufhält, unter Umständen dort noch immer nicht angekommen ist.

"Ja, jetzt sind wir in Afrika" bilanziert Hubert von Goisern nach fünf Tagen im Senegal. Während Kap Verde doch kulturell ein Mittelding aus Europa und Afrika ist, fühlt sich Hubert in Dakar "in Afrika angekommen".

Auch wenn er schnell bemerken muss, dass die Aussage "das ist halt Afrika" oft als Ausrede dafür dient, dass das jeweilige Gegenüber etwas nicht tun will. Besonders das Konzert im Theater Sorano in Dakar, einem der herausragenden Konzertsäle des Kontinents, fällt in diese Kategorie: Miserable Anlage, eine vornehm ausgedrückt unglückliche Programmzusammenstellung (Hubert: "Ich habe zuerst gedacht, na ja, das richtet sich nach dem Geschmack der Senegalesen, bis mir auch Einheimische gesagt haben, wie schwach sie das Programm gefunden haben. Der Kulturminister wollte den Moderator verhaften lassen, wenn er gekonnt hätte!") und der schwächste Besuch (mit 250, bis 300 Leuten).

Nur: Im Nachhinein hatte auch dieses Konzert positive Auswirkungen - überschwengliche Kritiken in den Zeitungen, ein euphorischer Bericht im TV, der Hubert in ganz Senegal bekannt machen sollte, und ein vielleicht doch nicht so desinteressiertes Publikum, wie es anfangs vielleicht erschien.

Afrika hat sehr viele Gesichter

Entwickelte sich doch auch eine Freundschaft mit Oumou Sy Modeschöpferin und Designerin sowie Internetpionierin, die das erste Internetcafé in Dakar eröff- nete und den Internetzugang für Afrika propagierte. Persönlichkeiten wie Oumou Sy, die beuer bei der Ars Electronica) referieren wird, sind das positive Gesicht Afrikas.

Er sei ohne Erwartungen nach Westafrika gereist, sollte Hubert mehrmals feststellen. Erwartungen, meist sehr konkrete, hatten aber andere, die neue Band, aber vor allem auch mitreisende Journalisten. Musikalische Begegnungen, tägliche Sternstunden hatten sie offenbar erwartet. Nur dass der Hubert Erwartungen in ihn nicht erfüllt, das mussten die Mitreisenden - sofern sie in Afrika angekommen waren - schnell erfahren.

Stattdessen zog er oft die Auseinandersetzung mit der sozialen Situation vor und besuchte das eine oder andere Projekt der Entwicklungszusammenarbeit. Und genau aus diesen das eine oder andere Male nicht gleich nachvollziehbaren Schritten haben sich die bleibenden, die eindringlichen Eindrücke dieser Reise entwickelt und auch dafür gesorgt, Afrika von seiner "anderen" Seite kennenzulernen ... zu spüren.

Ex-Bürgermeister, Rudi Graf, Ebensee

Aber mutig zu sein oder irgend jemanden irgend etwas beweisen zu müssen, das war auch nicht der Beweggrund dafür. Die Menschen nahmen dieses Angebot dankbar an. Und es war ein Geist, der ähnlich wie in Assiut Musiker und Zuhörer, beseelte: Auch hier waren die Menschen ausgehungert und sehnten sich nach einer kulturellen Begegnung wie diesen Und unzählige afrikanische Musiker von traditioneller Musik bis hin zu Rappern gesellten sich zu den österreichischen Musikern, spielten gemeinsam auf und mit.

Das andere Mal wiederum riss der Besuch in einem Dorf nahe der Stadt Thies, in dem die österreichische Organisation EWA um den ehemaligen Ebenseer Bürgermeister Rudi Graf aktiv ist, die Reisegruppe aus ihrer Lethargie. Vor und mit den Frauen des Dorfes spielte Hubert auf der Ziehharmonika auf. Sehr rasch fanden die Dorfbewohner den Rhythmus von Volksliedern wie Stadltür oder Rote Wand "Alle die a Stimm haben, soll'n singa, alle die koane haben, sollen tanzen" heißt es im Text zu Huberts neuem Lied Afrika ...

28. Juli, Bad Ischl & der Geist von Ougadougou

Bad Ischler Rundschau 9. Mai 2002 (Teil 3) | Text: Hannes Heide

KULTURAUSTAUSCH / "Grenzenlos" ist das Motto der aktuellen HvG-Tournee

Da sitzt doch tatsächlich einer im französischen Kulturzentrum in Ougadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, und schreit "Hiatamadl". Der Mann hat noch mehr drauf: Er kann den Text auswendig, gelernt hat er das vor etwa acht Jahren, als er in Deutschland studiert hat. Das Hiatamadl gab es freilich nicht, aber dafür ein befreiendes, mitreißendes Konzert - eine kompakte Band, ein Duett zu Katholisch mit dem lokalen Star Bilaka Kora, der es mit seiner "Djongo"-Musik zum Topact des "Landes der Unbestechlichen" (ja, so heißt Burkina Faso übersetzt) gebracht hat.

Standing Ovations in Ougadougou und "plus, plus" ("Mehr")-Rufe. Nichts verdeutlicht besser, mit welcher Stimmung - sowohl beim Publikum als auch den Akteuren auf der Bühne - nicht nur das Konzert in Ouaga, sondern eine dreiwöchige Tournee geendet hat. Drei Wochen mit Stimmungshoch und -tiefs, mit Tiefschlägen, vor allem aber bleibenden Eindrücken und Erlebnissen. Solche wie dieses - vorläufig - letzte Konzert in Afrika.

Dabei begann der fünftägige Aufenthalt in Burkina Faso denkbar ungünstig: Ankunft 5 Uhr früh, nachdem der Flug aus Dakar mehrmals um Stunden verschoben wurde. Eine leicht lästige Reisegruppe weigert sich dem Programm nach ins Land der Sembla weiterzureisen, will erst schlafen. "Das könnt's versuchen. Nur bei der Hitze hier kann keiner länger als bis halb sieben Uhr früh schlafen!" Das Argument zählt. Wenig später zeigt das Thermometer 46 Grad Celsius und alle sind froh, im Reisebus bei offenem Fenster (die Klimaanlage funktioniert nicht, auch wenn der Fahrer felsenfest behauptet, sie funktioniere) eine kühl erscheinende Brise zu erhaschen.

Bobo Dioulasso ist das erste Ziel und Bouende, ein Dorf der Sembla. Die Sembla sind ein Volksstamm, der sich nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern auch mit Musik, gespielt auf dem Balaphon, verständigt. In den Dörfern gibt es keinen Strom, zwischen den Dörfern keine Straßen. Ein Fußmarsch steht auf dem Programm, unterbrochen nur durch einen Regenguss.

Die Nacht wird am Boden verbracht, Ungeziefer lasst die wenigsten einschlafen. Auch das im Dorf gebraute Hirsebier macht nicht müde. Die Müdigkeit schlägt am nächsten Tag durch beim Konzert in Bobo. Eine Stunde vor Beginn nähert sich dazu ein Sandsturm. Das Equipment muss noch einmal zur Gänze ab- und später, der Sturm zieht vorbei, wieder aufgebaut werden.

In der schlappen Stimmung fällt den Akteuren gar nicht auf, wie mitreißend das Zusammenspiel mit der örtlichen Gruppe Farafina Ilemba, einet akustisch spielenden Truppe mit viel Percussion, Balaphon und zwei Sängerinnen, funktioniert.

"Burkina? Ich will nicht nach Burkina!" stellt Bassist Toni Porto eine Woche zuvor fest und kauft sich ein Ticket nach - Dakar. Er kann zum Bleiben bewegt werden. Und ist so - wie alle anderen - überrascht, was für eine positive Ausstrahlung Burkina Faso bietet: Freundliche Menschen auf der einen Seite, viel mehr grün als erwartet, geradezu mediterran - es fehlt nur noch das Meer. Und es ist Mangozeit: Die Früchte warten darauf, gepflückt und gegessen zu werden.

Tournee-Finale am 28. Juli in Bad Ischl

Das letzte Konzert wird in Bad Ischl stattfinden: Am 28. Juli im Lehartheater bewußt in kleinem Rahmen gehalten, als gewollte Erinnerung an den "Geist von Ouagadougou".

Musikalische Zusammenarbeit Nord-Süd: Hubert von Goisern und Bil Aka Kora im Konzert

L'Observateur Quotidien 10. April 2002

Österreichische Mitarbeit in Burkina. Am 14. April 2002 bietet Ihnen das französische Kulturzentrum und Radiopulsar ein komplettes Konzert an, das die musikalische Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden, traditionelle Lieder und die Klangfülle der modernen Musik verbindet. Auf der Bühne wird Ihnen Bil Aka Kora die Stärke seines "Djongo System" zeigen und Hubert von Goisern wird Ihnen helfen, seine alpine Musik zu entdecken. Aber wer ist dieser österreichische Musiker, der sich mit unseren afrikanischen Melodien vermischt?

Kennen Sie Hubert von Goisern? Zweifellos nicht. Dennoch ist dieser Österreicher der Fahnenträger für eine verwegene, musikalische Kreuzung, eine Verbindung der traditionellen Lieder und moderner Musik. Es ist ganz einfach, er ist in Österreich einzigartig und spielt seine Konzerte vor vollen Häusern in seinem eigenen Land sowie in Deutschland und der Schweiz. Heute ist Hubert von Goisern einer der besten Botschafter für Weltmusik, mit einem reichen Wissen der traditionellen Töne von allen Kontinenten. Offensichtlich hat es Zeit, Energie sowie Glaube und Ausdauer seitens des Künstlers gebraucht, um diesen Punkt zu erreichen.

Geboren im Jahre 1952, in dem idyllischen Ort Bad Goisern, spielte Hubert zuerst die Trompete in einer traditionellen Kapelle. Aber wegen seinen langen Haaren, die dem Kapellmeister nicht gefielen, mußte er diese Musikgruppe verlassen. Danach stieß seine Liebe zur Gitarre mit der Gleichgültigkeit der Bevölkerung von Bad Goisern zusammen, die das Instrument laut und überhaupt nicht ästhetisch fand. Traurig und frustriert zog er mit seiner Frau nach Kanada und lebte dort für einige Jahre. Danach reiste er nach Asien und dann zu den Philippinen, wo er einige traditionelle Instrumente entdeckte und zu spielen erlernte, wie zum Beispiel die Nasenflöte. Aber Hubert von Goisern vergaß nicht die Musik seines Landes. "Es gibt auch anderswo wunderschöne Plätze, aber nichts kann so gut sein wie das eigene Land," gibt er zu, bevor er hinzufügt: "wenn Sie denken, daß Leute in Ihrem eigenen Land kompliziert sind, entdecken Sie, daß es woanders auch keinen Unterschied gibt."

Unser Mann kehrt dann nach Österreich zurück und erlernt das Spielen der Zieharmonika, ein traditionelles, österreichisches Instrument. Er singt auch traditionelle Lieder, die er, so gut er konnte, modernisierte. Dafür zog er nach Wien und arbeitete mit dem Musiker Wolfgang Staribacher in einem Duo zusammen, genannt Die Alpinkatzen. Durch den Unterschied zwischen den zwei Männern wird ein musikalischer Stil geboren, die alpine Musik, eine Verbindung der Stadttöne von Wolfgang und dem Gebirgshintergrund von Hubert. Der Erfolg kam aber nicht sofort. Die zwei Männer trennten sich und Hubert von Goisern fing an, nach neuen Musikern zu suchen. Verbunden mit viel Arbeit, mußte er bis 1991 warten, um schließlich die Begeisterung der Bevölkerung zu erlangen.
Seit damals häufen sich die Erfolge. Paris, New York, Texas... man ist begeistert über den bezaubernden Charme dieser alpinen Musik, die sehr subtilen, erfolgreich synthetisierten traditionellen Lieder, Jazz-, Blues- und Rockmelodien. Man findet sogar traditionelle afrikanische Musik auf seiner Gombe-CD, in der er seine reichen musikalischen Erfahrungen des dunklen Kontinentes einbrachte.
Man versteht, daß dieser hervorragende Künstler darauf brennt, auf einer afrikanischen Bühne aufzutreten. Ein Rendezvous wird vereinbart und für den 14. April 2002 im französischen Kulturzentrum Georges Méliès in Ouagadougou geplant. Neben Hubert von Goisern hat man das Glück, die neuen Titel von Bil Aka Kora zu hören, dem Liebling der Musikfreunde in Burkina, der ebenfalls eine schöne Synthese zwischen Traditionellem und Modernem bildet. Man könnte sagen, an diesem Tag, umwirbt der Alpinkater unseren nationalen Djongo mit einem allgemeinen Nahebringen der Weltmusik.

Jodeln am Limit in Afrika

Neue Vorarlberger

Mit seiner Band ohne Namen tourte Hubert von Goisern durch Westafrika.
Eine sich beschleunigende Reise in die Langsamkeit

Prolog

Ferro Gaita und Simentera singer Tete Alhinho

Ferro Gaita und Simentera-Sängerin Tete Alhinho

Abenteurer. Manchmal braucht es auch einen Rum und eine Toblerone, um das Abenteuer Afrika zu bestehen. Hubert von Goisern hat's zumindest damit probiert, wie unsere Kollegin Annelies Pichler auf der Tour mit seiner Band erfuhr. Drei Wochen war sie mit dem Musikertross unterwegs und durfte, wie ungläubige Kinder einer Landschule auch, darüber staunen, wie gut sich Jodeln etwa auf Kap Verde macht.

Bitta kocht gern. Während sie mit der Handkamera jede Bewegung Hubert von Goiserns folgt, auf die Musiker schwenkt und dann wieder aufs Publikum zielt, stellt sich weit hinten im Publikum, hier in Ouagadougou, Burkina Faso, mittendrin in Afrika, die Frage nach dem Rezept des deutschen Filmteams Bitta Börger und Oliver Bauer: Wie viel vom Süßen, Sauren, Pikanten, Salzigen, Bitteren und Prickelnden lagert im Filmmaterial? Was wird fallen in der Hexenküche Schneideraum?

Es ist der Tag vor der Heimreise nach drei Wochen Afrika: Kap Verde, Senegal und Burkina Faso. Musiker auf der Suche nach Zusammenklang.

Rückblende. Kap Verde, Beginn einer Reise in die trügerische Langsamkeit Afrikas. Verlorene Inseln vor der Westküste, Schönheiten, denen die portugiesischen Kolonisatoren einst Bewohner aufgezwungen haben, um Sklaven zu verschiffen. Wer hier lebt, träumt von anderswo. Die Inseln halten Menschen knapp: kaum Wasser, wenig Vegetation und das raue Meer verweigert sich selbst den Fischern. In der Musik aber liegt die Leichtigkeit derer, die nichts zu verlieren haben.

Gerhard Überbacher und Magou

Gerhard Überbacher und Magou

Schneller Schnitt. Und Jodler. Schüler der Landschule, einem Vorzeigeprojekt der Österreichischen Entwicklungzusammenarbeit, starren Hubert von Goisern an. Höflich wehren sich die Kinder loszuprusten. Wie aber? Bei den Tönen, die dem weißen Mann da aus der Kehle purzeln? Keine Chance, schon schlägt dem Exoten das Kichern entgegen. Und Sympathie.

Ganz anders klingen in der Nacht Huberts "Buam" ohne ihren Frontmann in der Hauptstadt Praia. Sie wirbeln das Lokal "Tex Mex" völlig jodlerlos auf. "Funky Stuff, das haben die da so nicht gekannt", erklärt der Grazer Gitarrist Gerhard Überbacher. Die Publikumsreaktion gibt einen Vorgeschmack auf den Von-Goisern-Auftritt vor dem Fußballstadion in Praia.

Dort packt die Partie das 3000-köpfige Publikum im Nu. Sobald die Songs ruhiger werden, schlägt, was an Tanzlust da ist, vereinzelt in Aggression um. In Österreich würde die Security wohl brutal durchgreifen, hier aber ersticken andere Zuhörer die Wut in verständnisvollen Umarmungen.

Hauptakt Dakar, Senegal. Unbeirrbar will Hubert ins Afrika der Millionen: in die Slums. "Fast spontan ist das Konzert im Armenviertel entstanden. Gegen den Widerstand aller, die wir in Dakar kannten. ,Spielt ja nicht nach Sonnenuntergang! Dort ist es gefährlich`, trichterten sie uns ein, bis ich dann selber den Hubert gewarnt habe: ,Pass auf, das ist echt nicht ohne, wir müssen schnell spielen, bevor es finster wird", schildert Bernd Bechtloff. Seit Jahren ist er nicht nur Sänger seiner Band Seven Ages, sondern auch Perkussionist beim Goiserer. Aber diesmal lässt Hubert ihn einfach abprallen: "G'fährlich, ah so."

Village concert

Dorf-Konzert: Hubert von Goisern, Bernd Bechtloff und Hannes Peithner

Der 50-Jährige verlässt sich trotz aller Warnungen lieber auf die eigene Urteilskraft. Schließlich hat er als ganz Junger vier Jahre in Südafrika gelebt, damals, als er sein Geld noch als Spezialist für Kunstkohle und Kunstgraphit verdiente und seinen vergeblichen Kampf gegen die Mechanismen des Apartheidregimes focht. Dazu kam später eine Ost-Afrika-Tour.

Affenbrotbaum

Unterm Baobab, dem Affenbrotbaum

Oliver und Bitta

TV-Team

Als das Konzert im Armenviertel beginnt, geht die Sonne unter und die Atmosphäre auf. Immer wieder spielen sich Musiker aus dem Publikum ihren Platz auf der Bühne frei, immer mehr öffnen sich Huberts Klänge den anderen bis zum kuriosen Schluss: We Are The World. Dann rascher Abzug. Schwups ist die Welt ohne Musik gleich weniger rund.

"Senegal ist das Energetischste überhaupt auf dieser Reise. Da bist' wie von einer Walze überfahren", drückt's die Band aus. Im Tonstudio "Maison Yes", das den Musikern auch Hotel war, brachte sich Magou ins Spiel. "Er ist ein Star, ein Superstar, er weiß es nur noch nicht", schwärmt der brasilianische Bassist Antonio Porto von dem Sänger und Perkussionisten, der von einer Insel vor Dakar stammt. "Eines Nachts hat er mit unserem Schlagzeuger getrommelt. Das war reine Magie und doch nur so eine kleine Balkon-Session", erzählt Bitta, die Spezialistin für das filmische Wachhalten von Zauber.

"Was sollten wir denn von der Musik hier lernen? Ich will Freunde finden. Austausch passiert von Person zu Person, nicht von Musik zu Musik", will Hubert Achleitner alias von Goisern senegalesischen Pressevertretern versichern.

In Afrika, wo der Schritt langsamer, die Gegenwart länger und das Leben immer unberechenbarer wird, da will einer Freunde finden und gleichzeitig den straffen Reiseplan einhalten? "Es war Huberts Traum, dass wir herkommen. Und wie in einem Traum kann alles passieren", sagt Porto, den sein eigener Albtraum in Dakar fast schon wieder auf die Heimreise geschickt hatte: "Das war die Nebenwirkung dieser Malaria-Prophylaxe, dieses Lariam. Eine Depression. Ich hab es dann durch ein anders Medikament ersetzt."

In Huberts Traum aber tritt Oumou Sy, die Modeschöpferin. Nach einem weiteren Konzert in Dakar "ist sie hinter die Bühne gestürmt und mir um den Hals gefallen. Unglaublich, ich habe da eine Schwester gefunden", ließ sich Hubert überwältigen.

Hubert von Goisern und Oumou Sy

Hubert von Goisern und Oumou Sy

Obwohl die 49-Jährige Analphabetin ist, hat sie neben vielen sozialen Projekten als Erste das Internet nach Senegal gebracht. Längst ist die fünffache Mutter eine moralische Institution. "Wir sind da gestanden wie die Bauernbuam - und sie die Königin", waren die Österreicher ganz baff.

Balaphonspieler

Balaphon-Spieler

Die heiße Phase. "Zehn Stunden Wartezeit auf dem Airport in Dakar, der Flug nach Ouagadougou, Burkina Faso, dann acht zermürbende Stunden im Bus nach Bobo Dioulasso, danach die Anlage aufbauen und dann ein Konzert geben. In jedem anderen Zusammenhang wär' das unvorstellbar", ächzt Huberts Co-Produzent Wolfgang Spannberger. "Kein Schlaf, kaum Kraft, aber Kopfweh bei mindestens 35 Grad. Das bringt eine irre Dynamik", sinniert Bitta Tage später hinterm Objektiv. Schnelle Rhythmen, dazu Tänze - barfuß, exakt und kraftvoll - gleichen jede Anstrengung aus.

Ausflug ins Dorf Bouende, wo das nur 3000 Kopf starke Volk der Sembla seine Musiktradition hoch hält. Hier gilt das Prinzip der Schule. Das heißt: Wer Musiker werden will, muss als kleines Kind bei den Eltern in die Lehre. "Das bringt zum Teil irrsinnige Virtuosität", ist Keyboarder Burkhard Frauenlob für die Nacht auf dem Boden in der Sembla-Hütte entschädigt. Und Hubert, der lässt seinen Jodler auch in Bouende los. Diesmal gibt's kein Glucksen, dafür Lachen mit Schulterklopffunktion.

Irgendwo zwischen Erschöpfung und luzidem Wachtraum geben die Musiker in Ouagoudougou ihr krönendes Abschlusskonzert. Und schon quält ihre Begleiterin zum Afro-Abschied auch noch der Goiserer-Entzug. "Unsere neue CD kommt ja bald", beschwichtigt Spannberger. Sein Wort in Huberts Ohr.

Hubert von Goiserns Afrika-Tournee

Auftakt in Ägypten: 17.000 Zuhörer bejubeln Hubert von Goisern im Niltheater in Assiut. Sie haben ein gutes Konzert und die Premiere seines neuen Programms in der aktuellen Besetzung 2002 erlebt. Nach einer Woche Pause in Österreich fliegt die Formation nach Afrika.

Fotos aus Burkina Faso

Hubert von Goisern in Burkina Faso

Jenseits von daheim

Salzburger Nachrichten 4. Mai 2002 | Text: Bernhard Flieher

Hubert von Goisern war drei Wochen lang mit seiner Band durch Westafrika unterwegs. Er stieß auf Kreuzungen, auf denen für kurze Momente trotz der Ungleichheit der Welten eine verbindende Emotion wachsen konnte.

Sand und Schweiß und Staub rinnen unter dem T- Shirt über den Rücken. Was gäbe ich jetzt für das Surren des Ventilators, das mich sonst seit Tagen ärgert, und was erst für das kühlende Rauschen des Meeres daheim?! Daheim bedeutet dieser Tage Hotelzimmer, in denen mein Rucksack steht. Oder dort, wo Botschafter Michael Brunner für Überraschung sorgt: Zipfer Bier aus der Dose. Lauwarm. Daheim zum Ausspucken. Hier, auf einem staubigen Platz mitten in Dakar löst das Öffnen der Dose ein eigenartig heimeliges Gefühl aus - und das inmitten großer Kinderaugen und bittender, schmutziger Hände. Wir stehen an einer jener gefährlichen Kreuzungen der aktuellen Popkultur, an denen sich gänzlich ge trennte Welten so scheinbar mühe los überschneiden können.

Nach dem dunstigen Staub des Tages umhüllt eine kühle Nacht den Drei-Millionen-Moloch Dakar. Für kurze Momente erlaubt das Geschehen der Nacht den Gedanken, dass sich alle Ungleichheit auf lösen könnte. Das Konzert auf der engen Straße mitten im Armen viertel der senegalesischen Haupt stadt endete vor einer halben Stun de. Die Neugier der Bewohner ging trotz ungewohnter Klänge und un verständlicher Worte in ausgelasse nen Rummel über.

Tanzen zwischen Wellblechhütten

Immer enger, heißer wurde es. Mit jedem Song drängten sich die Zuschauer zwischen den Wellblechhütten näher an die Musiker. Jodelnde afrikanische Teenager, ein Chor aus Kinderstimmen, breite Lächeln und einladend offene Augen, die auf Grund der räumlichen Situation erleichterte Aufhebung des ewigen Zwiespalts zwischen "denen oben" und "denen unten". All das lässt erschöpfte, aber frohe Gesichter zurück. Hubert von Goisern sang schon besser. Die Band spielte schon genauere Einsätze, kann vieles besser als hier gezeigt. Das ist egal in einem Moment, da kultureller Austausch gemeinsame Emotionen hervorruft und von den ökonomischen Götzenbildern der Globalisierung verstärkte Ungleichheit
auflöst.

An der Kreuzung im Armenviertel löst grenzüberschreitende Emotion jede intellektuelle Überlegung auf. Hier hört das Hirn zu arbeiten auf. Dafür herrscht für ein paar Minuten die Wahrheit des Herzens. Sogar We are the world, ziemlich schräg angestimmt von lokalen Musikern, die schon zuvor mitspielten, verliert seine Peinlichkeit und wird zum Statement für gleichberechtigten Austausch.

Hubert von Goisern und Band bringen auf einer dreiwöchigen Tour ihre Mischung aus Pop- und Volkskultur nach Westafrika. Im Gegenzug erhofft sich der weit gereiste Goiserer Inspiration und für die nächste CD verwertbares Ton material. Drei Wochen, die höchste Anforderungen an die innere Gelassenheit stellen. Abenteuer-Lager für musizierende Erwachsene mit den Anliegen, "Alpine Weltmusik" zu präsentieren, diese nicht nur durch musikalische Anregungen jenseits normaler Routine zu formen und festigen und - wie sich herausstellte, als schwere Übung - in neuer Besetzung zusammenzuwachsen für die Sommertournee durch vertrautes Gebiet.

In diesen vertrauten Gebieten zwischen Domplatz und Allzweck halle stellt das Funktionieren der Band eine besondere Zivilisations stufe dar. Hierarchie, Ordnung und Organisation erst ermöglichen freie Entfaltung, erlauben jenes Fallen lassen, das an dem Abend im Armenviertel erreicht wird. Hier gelingt für einige Augenblicke die Aufhebung einer Weltordnung.

Im Gegensatz zu Reglementie rungen und rationalem Verhalten steht, was in der Fremde reisend erlebt werden kann. "Nomaden sind unzivilisiert, und alle Wörter, die traditionell auf sie angewendet werden, sind mit den Vorurteilen der zivilisierten Welt belastet", schreibt Zivilisations-Kritiker Bruce Chatwin und verweist auf Wörter wie "Landstreicher" oder "Vagabund", die aber gerade in der modernen Musikgeschichte eine le gendäre Bedeutung bekamen.

Nur die Auflösung zivilisatorischen Regelwerks, das Aufgehen in nomadischen Tugenden öffnen Herz und Hirn für Entdeckung, Überraschung und Erstaunen - machen bereit, die Kreuzungen zu erahnen, an denen sich stehen zu bleiben und zu lernen und zu musizieren lohnt.

Drei Wochen Afrika, drei Länder, fünf fixierte und ein paar vergeblich erhoffte Konzerte, zerrissen zwischen Erforschung des Unbekannten, offiziellen Einladungen und den verschiedenen Ansprüchen innerhalb einer jenseits der Bühne vor allem in Hinsicht auf den "Sinn des Reisens" wenig homogenen Musikgruppe. Da wird Zeit ein extrem kostbares Gut, Schlaf eine Nebenerscheinung und die innere Mitte ein wankelmütiges Irgend was. "Der Unterschied zwischen Reisendem und Urlauber liegt in der Zeit", schreibt Paul Bowles in "Himmel über der Wüste". Der reisende Hubert Achleitner dämmert im Bus vor sich hin und nickt. Er darf sich erlauben, sich in diesem Zwiespalt mehr zu verlieren als sein musizierendes Alter Ego Hubert von Goisern.

Letzterer muss ja doch immer danach trachten, dass an verschiedensten, auch bandinternen Kreuzungen eine klare Richtung gefunden wird und so alles im Plan und bei Laune bleibt.

Vier Stunden noch bis Ouagadougou - ungefähr. Was bedeutet: Noch etwa sechs Stunden bis zum Beginn des letzten Konzertes der Tour im Französischen Kulturinstitut. Burkina Faso ist flach und heiß und freundlich. Der Bus ist langsam. Alle sind geschlaucht. Die Grenzen geistiger und körperlicher Aufnahmefähigkeit sind ausgereizt. Vor drei Tagen sind wir - völlig übermüdet wegen einer mehrstündigen Verspätung unseres Fluges aus Dakar - diese Straße schon in die andere Richtung nach Bobo-Dioulasso gefahren. Das Konzert im dortigen Kulturinstitut ließ die Füße einschlafen. In Ouaga funktioniert alles bestens.

Alle Straßen führen fort und wieder heim

Müdigkeit, überfrachtung mit neuen Eindrücken und wohl auch der bevorstehende Heimflug mobilisieren alle Kräfte. Ein musikalisch hervorragendes Konzert, aber halt ein ganz normales mit Bühne und Licht und geduschten Besuchern.

An dieser letzten Kreuzung der Reise führt keine Straße in ein Neuland, sondern bleibt brav in der ausgetretenen Spur westlicher Kulturindustrie. Hier auf der Amphitheater-Bühne passiert schön Unterhaltsames, Stimmungsvolles und Bejubeltes, aber nichts Außergewöhnliches. Hier muss sich in einer Welt der globalen Popisierung von Dialekten und Tradition kein kultureller Zwiespalt auflösen. Ein Besucher schreit, dass er Hiatamadl hören möchte. Er studierte zu Beginn der 90er Jahre in Trier und lebt nun wieder daheim in Ouaga. "... es san dieselben Straß'n, die di hoamführ'n oda fort", heißt ein Goiserer-Text.

Hubert von Goisern in Westafrika

Fotos: © Fritz Kalteis

Ein Goiserer in Afrika

OÖN 27. April 2002 | text & Fotos: Fritz Kalteis

Hubert von Goisern flog nach Afrika, einem Traum hinterher. Er erreichte ihn nicht. Aber es war ein Scheitern mit reinem Herzen. Bericht von einer dreiwöchigen Suche nach der musikalischen Begegnung. Oder: vom Groove der Frösche

Hubert auf der BühneNur noch wenige Stunden lang werden wir afrikanische Luft atmen, bevor uns das Flugzeug ebenso schnell wieder aus der drückenden Hitze von Burkina Faso reißen wird, wie es uns hier ausgespuckt hat. Ein niedriger Tisch im Hof des französischen Kulturinstitutes in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Hinter den Musikern liegt der Soundcheck für das gleich folgende letzte Konzert, vor ihnen liegt die Ausgabe eines deutschen Magazins. Burkhard Frauenlob, Keyborder in der Band von Hubert von Goisern, überfliegt die Seiten: "Gott hat es gewollt", steht da. "Das passt irgendwie", sagt Burkhard, und reißt die fetten Lettern aus dem Heft. Als wäre ein Damm gebrochen, beteiligen sich die anderen am fröhlichen Schlagzeilensuchen. Schlagzeuger Bernhard Wimmer reißt "In der Falle der Verzweiflung" aus den Seiten, "Das Prinzip Hoffnung" schnappt sich Percussionist Bernd Bechtloff, und "Entschlossen ins Verderben" geht an Geiger und Gitarristen Gerhard Überbacher. Hubert von Goisern und Bassist Antonio Porto teilen sich "Es ist vorbei". Drei Wochen Afrika, zusammengefasst in fünf Sätzen.

Es war eine große Idee, die Hubert von Goisern im Gepäck hatte, als er in den Süden aufgebrochen war: drei Wochen Sessions und Konzerte mit einheimischen Musikern in Kap Verde, Senegal und Burkina Faso. "Damit habe ich mir einen jahrelangen Traum erfüllt", sagt HvG und in seinem Kopf tanzen die Bilder vom Senegal, dem Epizentrum der westafrikanischen Musikszene und Dakar, dem Schmelztiegel von Trommelrhythmen, Popkultur und HipHop. Youssou N'Dour, Baaba Maal und Falou Dieng - Namen, die bis nach Österreich klingen.

Dass alpenländische Musik sich mit Klängen aus Afrika oder etwa Tibet gut verträgt, hat Hubert von Goisern mit seinen Alben Gombe und Inexil bewiesen. Fragt man, was er sich von dieser Reise erhofft, so spricht er von musikalischer Begegnung, die irgendwann Früchte tragen wird. Er spricht in der Einzahl: "Die wirkliche Begegnung passiert immer zwischen zwei Leuten. Sechs Leute mit sechs Leuten ist ganz anders. Es kommt auf das Persönliche an, wo sich zwei Menschen treffen und verstehen."

Und so kann der Wunsch nach tiefgehenden musikalischen Begegnungen nicht in Erfüllung gehen. Hin- und hergerissen zwischen Projektbesuchen, langen Bustransfers, Hotels, Flügen, Soundchecks, Interviewterminen, offiziellen Anlässen, dem Wunsch nach Ruhe und den verschiedenen Interessen von sechs Musikern, zwei Kameraleuten und drei Journalisten navigiert der Tross durch Westafrika. Die Muße, das Wesen der verschiedenen Länder und ihrer Musik aufzunehmen, stellt sich kaum ein. Dennoch: es gibt sie, die Sternstunden.

Himmel und Hölle ist manchmal eine Frage der Definition. Graf Steven Töteberg, Studiobesitzer in Dakar, malt die Hölle in düsteren Farben. Demnach würden wir uns mittendrin befinden. Die Hölle heißt Quartier Rail und ist ein Armenviertel in Dakar. Dicht an dicht stehen hier die Verschläge, in denen die Chancenlosen unter den Einwohnern der 3-Millionen-Stadt schlafen, kochen, überleben. Wellblech, Pappe und wackelige Holzstelzen bilden ein Patchwork, das den Sinn hat, Schutz vor Sonne und Regen zu bieten. Kein Strom, kein Wasser, keine Hoffnung. Gerade hier hat es sich Hubert von Goisern in den Kopf gesetzt, ein Konzert zu geben.

"Beifall, Beifall, Beifall"

Der Graf ist mit den Nerven am Ende, denn mit Einbruch der Dunkelheit würde uns die Meute gewiss meucheln und auch das letzte Kabel stehlen. Falsch gedacht - die Menschen überschütten die Band mit Liebe und Anerkennung. "Beifall, Beifall" skandiert der Moderator des Abends das einzige deutsche Wort, das er kennt. Mit großen Augen dirigiert er die pulsierende Menge von lachenden Kindern, tanzenden Frauen und klatschenden Männern, die immer dichter an die Musiker herandrängt. Immer wieder entern Einheimische die Mikrofone und entpuppen sich als begnadete Musikanten. Ein kleiner Mann schleppt sich auf Krücken auf die nichtvorhandene Bühne. Er singt, als würde ihm Bob Marley persönlich einflüstern, den ganzen Körper wiegend, im Gesicht einen Panoramagrinser. "Für mich ist Musik eine Sprache, die durch das Herz geht. Musiker reden mit ihren Instrumenten und Stimmen miteinander. Und wenn das passiert, dann ist das ein Gefühl der Weltharmonie, dann wird die Welt kleiner und größer gleichzeitig." So hat Hubert von Goisern am Anfang der Reise den Zauber des gemeinsamen Musizierens beschrieben. Jetzt werden die Worte zur Tat: We Are The World, gesungen von Dutzenden verschiedenen Stimmen. Ein kitschig-schöner Höhepunkt eines unglaublichen Abends. Übrigens: Kein einziges Kabel ist abhanden gekommen.

Publikum - WestafrikaNur 24 Stunden später ist Hubert von Goisern in eine Hölle von rotem Samt geworfen. Soeben ist das Konzert im Theater Serano in Dakar zu Ende gegangen. Ein Reinfall, darin sind sich alle einig. Die Band musste sich mit einer infernalisch schlechten Anlage abkämpfen. Hubert ist sauer: "Es geht nicht darum, sich irgendwo in der Mitte zu treffen und schlechten Sound zu akzeptieren. In gewissen Dingen muss man sich einfach durchsetzen." Und: "Wenn man an die Grenzen der eigenen Toleranz stößt, wird es richtig spannend. Nur in dem Moment, wo man das macht, findet man das oft nicht sehr lustig." Also sieht ein blasiertes, desinteressiertes Publikum von 200 Leuten aus der High Society Dakars eine lustlose, deprimierte Band. Die normalen Menschen bleiben vor der Tür: 4000 Kolonialfrancs Eintritt (bei einem Durchschnittslohn von 40.000 CFA) und der exklusive Rahmen schrecken ab.

Wohin kein Kabel reicht

Die normalen Menschen wohnen dort, wo die Asphaltstraßen längst aufgehört haben und Stromkabel nicht hinfinden. Zwischen ausladenden Schirm- akazien und den dickstämmigen Affenbrotbäumen wächst ein kleiner Haufen strohgedeckter Hütten aus der Erde - Ndioukhane. Ein Dorf wie viele in Afrika: Kinder, die vom Brunnen Wasser heranschleppen, Frauen an den Töpfen, die Männer vor den allgegenwärtigen Moscheen. Und doch ist Ndioukhane anders. Die Österreichische EZA hat dort ein Frauenprojekt gestartet. Was bedeutet, dass die Frauen des Dorfes mit kleinen Krediten Stoffe kaufen, färben, mit wunderschönen Batikmustern verzieren und verkaufen. Geld für die Familien, mit dem sie Medikamente kaufen können und der tägliche Kampf ums Überleben ein wenig leichter wird. Denn in den ärmsten Ländern der Welt, zu denen Kap Verde, Senegal und Burkina Faso allesamt zählen, bleibt zwischen Wasserholen, Feuermachen, Hirsedreschen, Kochen und Kinderstillen wenig Zeit für große Zukunftspläne. Hilfe dieser Art macht Sinn. Egal, ob eine Schule auf Kap Verde, eine Handwerker-Initiative im Senegal oder eine für Mangoverarbeitung in Burkina Faso - überall steht vor dem Geld die Initiative. "Mir taugt das sehr, was da passiert. Das sind gute Leute mit einer guten Einstellung ... ich habe keinen Zyniker getroffen. Es sind Leute, die sicher auch Sachen falsch machen, aber das ist kein Grund, etwas nicht zu machen." Die Besuche bei den einzelnen Projekten mögen für Hubert von Goisern anstrengend gewesen sein. Aber sie haben sich gelohnt. Gut möglich, dass der Gri, der singende Geschichtenerzähler von Ndioukhane, künftig von jenem Tag berichten wird, an dem die jodelnden Weißen kamen.

Ein Landler ist und bleibt für einen Senegalesen Musik aus einer fernen Welt und mit Jodeln haben Hubert und Co. noch bei jedem Auftritt große Lacherfolge erzielt. Menschen, die sich nie vorher gesehen haben, die sich nicht verständigen können, singen einander Gstanzeln. Das ganze Dorf feiert und tanzt, die einen besser, die anderen schlechter. In Europa hat man das verlernt, klagt Hubert: "Bei uns tanzt ja nur mehr einer, der das als Beruf hat, es wird fast nur mehr musiziert, wenn ein Publikum dafür da ist. Dieses Selbstverständliche, das Musik und Tanz hier haben, ist wunderschön."

Froschpalaver

Dakar im Frühling sind nur wenige Augenblicke vergönnt, an denen der Nordwestpassat nicht zornig an Strohdächern rüttelt und an Frisuren zaust. Just in so einem Moment schlendern HvG, sein Tontechniker mit Aufnahmegerät an einer finsteren Gstetten voller Bananenstauden und Sträuchern vorbei, die bisher kaum aufgefallen war. Aus dem Wiesenfleck quillt Musik wie aus einer anderen Welt. Tausende Frösche haben sich zu einem Palaver versammelt. Krooaaak, quak - potenziert zu einer tierischen Kakophonie, ungeordnet, ohne Harmonie. Doch mit jedem Augenblick scheinen sich die Töne ein wenig mehr zu überlappen , als würden sich die Klänge zentrieren. Plötzlich war der Rhythmus geboren: Die Frösche hatten sich eingegroovt.

Auch Musiker müssen sich eingrooven. Gelungen ist das dem Goisern-Kollektiv erst am letzten Tag der Reise, beim allerletzten Konzert in Ouagadougou. Hubert steht mit dem lokalen Reggae-Helden Bill Aka Kora auf der Bühne. Gemeinsam improvisiert man. Und plötzlich ist der Funke da. Herzblut, Begeisterung, Freude, alles, was bisher gefehlt hat. Die Jodler echoen aus dem Publikum hundertfach zurück. Bassist Antonio geigt, Geiger Gerhard fiedelt, Trommler Bernhard werkt, Keyboarder Burkhart zaubert, Percussionist Bernd springt, und alle lachen sie über das ganze Gesicht - endlich. Und zum ersten Mal, zum allerersten Mal in Afrika, tönt es aus dem Publikum - "Zugabe!"

Inseln ohne Gleichklang

Salzburger Nachrichten 2. April 2002 | Text: Bernhard Flieher

Hubert von Goisern schärft, gegenwärtig reisend, seine Sinne

RCT-FM rumpelt auf der gepflasterten Straße durch Praia aus den Boxen. Hochzeiten, Todesfälle und auch die Namen jener, die ihre Rechnungen nicht bezahlt haben, stehen auf dem Programm. Mehrmals täglich läuft ein Spot, der für den Auftritt der "grupo austriaco" wirbt. Plakate hängen nirgends. 30 Prozent der Bevölkerung der Kapverden, rund 500 Kilometer westlich von Afrika, sind Analphabeten. Das Radio spielt eine immense kulturelle Rolle. Kein Vergleich mit der formatierten Belanglosigkeit daheim.

Aber gerade darum geht's ja auf der Erkundungstour. Aufbrechen. Erahnen. Erkennen. Aufsaugen. Sich einlassen. Wie schon in Tibet, Indien oder Ostafrika geht Hubert von Goisern langsam durch die neue Welt. Noch bis Mitte April werden, nach Cabo Verde, der Senegal und Burkina Faso Stationen sein. Die Musik begleitet ihn dabei ständig, übt aber keinerlei Zwang aus. Was ist, ist, auch wenn das in dieser Region nicht immer sicher ist. Einmal eine Session da, dann ein Jodler in einer Schule oder ein spontaner Auftritt bei befreundeten Musikern. Nomadentum in emotionalen Klängen.

"Ich will auf Reisen meine Sinne schärfen", sagt Goisern über seinen Drang zur Bewegung. Musikalischer Austausch, intensive Kontakte und Gespräche ergeben sich so von selbst. "Außerdem wollen wir zeigen, was wir daheim für Musik haben." Der Austausch verläuft mit jedem neuen Weltmusik-Boom sonst eher einseitig in umgekehrter Richtung. Also wird sehr viel eigenes Geld investiert und auch damit gelebt, dass von offizieller Seite in Östereich finanziell kaum Unterstützung kam. Umso unverständlicher, da auf Cabo Verde, laut einem Papier des Außenministeriums, die kulturelle Zusammenarbeit "noch zu entwickeln" sei.

Ko-Produzent und technischer Leiter Wolfgang Spannberger, Goiserns langjähriger Begleiter, ergänzt die Reisegründe um die musikalische Komponente: "Sicherlich geht's auch darum, den eigenen Stellenwert besser einzuschätzen. Daheim kochen wir immer im eigenen Saft. Hier gibt es ständig Herausforderungen." Nicht aber im Sinn eines Wer-ist-besser-Leistungsgedankens will er das verstanden wissen, sondern als Auftrag, sich zu öffnen, Neues zuzulassen.

Der Musik des Goiserers liegt das Nomadentum zu Grunde. Streifzüge durch diverse Regionen absolviert er, lässt sie immer wieder einfließen, ohne die eigene Herkunft je wegzulassen. Problem dabei ist, dass jede Zivilisation auf Reglementierung fußt. "Es geht auch darum, Automatismen abzulegen", sagt Goisern. Schemata von westlichem Tour- und Studioalltag würden hier nicht nur scheitern, sie würden in eine organisatorische Katastrophe führen.

Vor allem aber geht es um "eine Vermeidung jeder Gleichförmigkeit". Statt ein angeblich besseres "Weltbild" zu oktroyieren, gilt es, die Unterschiede zu betonen, ein Bekenntnis abzulegen, dass nicht stört, was anders ist.

Nach Sonnenuntergang zeigen am Freitagabend die Radiospots und der in der ganzen Stadt zu hörende Soundcheck - Wirkung. Der Platz vor dem Fußballstadion beginnt sich langsam zu füllen. Über der Bühne ragen vier Lichttraversen auf. Wie weit entfernt liegende Wolkenkratzer, in denen spätnachts noch gearbeitet wird, wirken sie. Darunter beginnt die Party. Reserviert noch zu Beginn, als die Hochtraxlecker Sprungschanzenmusi aufgeigt. Dann Simentera. Die Truppe um Mario Lucio ist auch international bekannt, um sie und ihren eigenen Musikklub dreht sich in Parai musikalisch so gut wie alles. Sie feiert mit dem Open-Air ihr zehnjähriges Bestehen.

Und dann der Goiserer und seine Band. Es geht auf Mitternacht zu und alle Horizonte werden aufgelöst. Die Band (Bernd Bechtloff, Burkhard Frauenlob, Toniho Porto, Bernhard Wimmer und Gerhard Überbacher) lassen sich nicht anmerken, dass sie das Programm erst zum zweiten Mal spielen. Erstmals will Goisern ein Album erst nach einer Tournee aufnehmen. Alles ergibt sich. Alles kommt einfach daher. Viele der Songs sind neu und werden heuer noch veröffentlicht. Hier aber kennt ohnehin niemand einen einzigen davon. Ausgelassen wird vor allem bei den rhythmischen Songs getanzt und gefeiert. Die Wärme des Abends mischt sich mit musikalischer Nähe. Kurz nach dem Konzert klingt immer noch "Fia di" im Ohr:"... und wann i mei Liadl sing, tragt's da Wind vielleicht bis zu dir hin, über die Berg und übers Wasser, ganz egal, wo i jetzt bin ..."

Hubert von Goisern in Sorano: Ein heißer Abend mit Rhythmus

www.allafrica.com 8. April 2002

Es war wirklich eine angenehme Überraschung, Hubert von Goisern kennen zu lernen. Gemäß dem Image von Joe Zawinul liefert er eine gute kulturelle Vorstellung, rhythmisch und manchmal flirtend, und damit, was die westliche Welt world-music nennt. Und der mit Fallou Dieng und den anderen erfolgreich gewesene Austausch endete damit, diesen guten Eindruck zu bestätigen.

Wenn man etwas vom Auftritt des Österreichers Hubert von Goisern im Senegal in Erinnerung behalten sollte, ist es in diesem Abend zu suchen, den er mit einigen senegalesischen Künstlern belebt hat. So seltsam es ist, aber sie spiegelt die gute Stimmung wider, die während des ganzen Auftritts vorgeherrscht hat. Bei der Leistung von Fallou Dieng, Gallo Thiello und hervorragenden Tänzern mit einer vollkommenen Choreographie ist es gelungen, den ganzen Sall von Sorano tanzen zu lassen. Der Minister für Kultur und der österreichische Botschafter befanden sich in der ersten Reihe der Gäste und mit dem besten Blick auf die Tänzer.

Mit etwas Verspätung begann der übergreifende Abend mit Hubert von Goisern und den senegalesischen Künstlern Fallou Dieng mit seiner Gruppe, Mbaye Dièye Faye und Sing Sing Rythme und Magou als Überraschung dieses hervorragenden Abends zur Freude des Publikums. Und die Überraschung für die senegalesische Bevölkerung, die zum größten Teil zum ersten Mal den österreichischen Künstler hörten, war die Wärme, die die Musik von Hubert von Goisern ausstrahlte. Sein Stil ist nicht in die Kategorie der klassischen Musik einzuordnen. Die Musik von Hubert von Goisern ist sicherlich viel rhythmischer mit einer von Salsa bis Reggae variierenten Klangfülle. Das Publikum in Sorano glaubte bisweilen sogar Töne zu hören, die an den Mbala-Rhythmus erinnern.

Wenn einige geglaubt hatten, in den Kompositionen von Mbaye Dièye Faye Ähnlichkeiten zu der letzten Produktion von Youssou Ndour zu sehen, mussten sie schnell zurückstecken. Denn mit Sing Sing Tythme hat sich Mbaye Dièye Faye für eine begrenzte Perkussion entschlossen. Es ist die reine traditionelle Form aller Arten von Perkussionen, die dargeboten werden. Angereichert mit großen Trommeln und Tumbas. Wenn man Mbaye Dièye Faye und seine Brüder sieht, wie sie sich in Sorano in Szene gesetzt haben, begreift man besser den Erfolg dieser Art von Kunst auf internationaler Ebene. Mbaye Dièye, der er sich zeitweise sogar erlaubte, die Vorstellung mit dem "Rücken seiner Finger" zu schlagen, war ganz einfach beeindruckend. Und wenn das Publikum die Unterschiede zwischen den Perkussionen vergleicht, was schon alles andere als eine Offensichtlichkeit für einen Amateur ist, wie viel schwerer muß das für einen Neuling sein.

An guten Zeitpunkten dieses Abends tritt der Jugendliche Magou auf. Mit einer prächtigen "kavernösen" Stimme beabsichtigt dieser Junge, seinen Platz im Folkstil zu finden. Er hat dazu die Möglichkeiten, allerdings nur, wenn er, was die musikalische Übereinstimmung und die Texte betrifft, mehr Strenge und Professionalismus zeigt.

Was Fallou Dieng betrifft, der die Ehre hatte, diesen Traumabend für jeden Amateur, der entdeckt werden will, zu schließen, ist er sich treu geblieben. Die Umgebung kennt er. Selbst wenn er wegen der späten Stunde nicht viel Zeit hatte. Aber das wenige, das er zeigte, genügte weitgehend, seinen Ruf zu ehren. Und während des Auftritts von Hubert von Goisern und seiner Band hatte er die Gelegenheit, den Zuschauern zu beweisen, dass er der Profi ist, der sich in verschiedenen Stilrichtungen bewegen kann.

Hubert von Goisern weiß, was er sagt und er betont, dass dieser Abend von Dakar in seinem Gedächtnis als einer der Höhepunkte seiner Karriere bleiben werde. Der, der die Ehre hatte, den Abend zu beginnen, hat auch das Miteinander bis zum Ende gewährleistet. Der Komiker Koutia ließ dem gut besuchten Saal keine Pause. Und seine sonderbaren Geschichten und genauen Imitationen bezauberten einen bunt gemischten Saal.

Ein Musikalischer Austausch bei Sorano: Rhythmus aus Österreich und Senegal

www.allafrica.com 5. April 2002

Das Théâtre nationales Daniel Sorano wird an diesem Freitag ein sehr reiches Schauspiel bieten. Reich im kulturellen Wert des Ereignisses und auch im Rhythmus, der im Herzen der Aufführung sein wird. Der Musiker und an der österreichischen Kultur beteiligte Hubert von Goisern wird anlässlich seiner Tournee in Westafrika diesen Abend am Daniel Sorano auftreten. Und um diesem Auftritt eine gewisse Popularität zu verleihen, werden auch senegalesische Künstler, wie Fallou Dieng und seine Gruppe, Mbaye Dièye Faye und Sing-Sing Rythm, der humoristische Koutia und das junge Talent Magou daran teilnehmen.

In der Pressekonferenz am Mittwoch in den Räumen der österreichischen Botschaft betonte Hubert von Goisern, dass er selbst seine Tournee in Westafrika geplant hat, aber zusätzlich hierzu erfolgte eine großzügige Finanzierung dieser Tournee in Höhe dreißig Millionen CFA-Francs.

Bezüglich des Senegal ist der österreichische Künstler überzeugt, dass Dakar beginnt, die Hauptstadt der afrikanischen Musik zu sein. Und aus diesem Hauptgrund konnte die Etappe von Dakar nicht in ihrem Programm fehlen. Nach den Kapverdischen Inseln wird also Senegal diesen österreichischen Künstler empfangen, einen Anhänger der übergreifenden kulturellen Erfahrungen. Dieses, bevor das Burkina Faso ab nächstem Mittwoch auf dem Programm steht.

Mit der Unterstützung der österreichischen Botschaft und der österreichischen Zusammenarbeit für die Entwicklung hat er somit heute die Möglichkeit, hier zu sein und aus der Quelle des Rhythmus zu schöpfen. Denn, dies gesteht er selbst, er betet den Rhythmus an, und dieser liegt der afrikanischen Musik zugrunde. Mit seinen CD's konnte er aber sich und andere zufrieden stellen.

Was die Auswahl der senegalesischen Künstler betrifft, war eine erste Liste ausgearbeitet worden, auf der auch, außer denen, die auftreten werden, unter anderem Ndongo Lô und Salam Diallo standen. Aber nach mehreren Diskussionssitzungen wurden bei der Endwahl die genannten senegalesischen Künstler bestimmt. Und der auf der Pressekonferenz anwesende Fallou Dieng versprach, an diesem Abend das Beste zu geben, denn "es wird ein wichtiger Austausch für die Erfahrung unserer Gruppe sein".