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IWASIG

Hubert von Goisern: Iwasig

Westdeutsche Zeitung 16. April 2003 | Text: Thomas Reuter

Ein wunderbarer Grenzgänger: Das ist und bleibt von Goisern, der sich auf Iwasig (was so viel wie über oder oberhalb bedeutet) treu bleibt und das Crossover zwischen den Stilen zum Gesetz erklärt, wobei das afrikanische Element in von Goiserns vielfältiger Welt der wahren Volksmusik diesmal eine gewichtige Rolle spielt. Dass er freilich Österreichisch singt, muss eigentlich nur am Rand erwähnt werden.

Mit Heilige jazzt er jammend los eine herrliche Untermalung für seine Abrechnung mit der Scheinheiligkeit. Jodelgleiche Kiekser sind die einzige Erinnerung ans Alpenland. Aus is eröffnet er jodelnd, um dann den gesprochenen Text (Vorsicht: kein Rap!) dagegen zu setzen. Dazu tropft das Keyboard funky. In Stück drei wieder ein Stilwechsel. Eine Bluesharp führt in Besser werd'n in neue Musikwelten, wo das Afrikanische bereits ein hörbarer Schwerpunkt ist. Das ist Weltmusik! In Volxjammer spielt von Goisern noch ungehemmter mit den Richtungen. In diesem Instrumental zieht er mit seiner geliebten Quetschkommode los, die auf eine Blues-Orgel trifft... Englisch-Österreichisch singt er in Afrika, das mit seiner starken rhythmischen Ausrichtung vieles von Paul Simons Graceland hat. Und von Goisern beweist hier, wie gut Jodeln und afrikanische Gesänge harmonieren.

Hubert von Goisern eröffnet der Volksmusik immer wieder neue Perspektiven, in dem er sie von starren Vorgaben befreit, neue Einflüsse zulässt und sie für Pop, Rock und Co. öffnet. Iwasig ist ein wirklich mitreißendes Album.

Iwasig

www.audio-music.info 2002 | Text: Dave Sleger | Übersetzung: Marchant/Höpperger

Iwasig, vom vielseitigen österreichischen Sänger Hubert von Goisern, zeigt seine echte Einmaligkeit, mit der er eine Vielfalt von unterschiedlichen Stilen in seinen Eigenen integriert. Auf der Basis alpiner Volksmusik, hat Von Goisern ständig, im Zuge mehrerer Alben und exotischen Weltreisen, seinem Repertoire afrikanische Musik, Funk, R&B und Rock and Roll hinzugefügt. Diese Album ist in gewisser Weise ein Höhepunkt der externen Einflüsse. Aus is ist eine funkige Jodel-Nummer und Poika ist eine beschleunigte Polka, die an Punk-Rock grenzt. Das Instrumentalstück Volxjammer ist ein folk-rock, der auf Von Goiserns Hauptinstrument (der Ziehharmonika) und ebenso stark auf der E-Gitarre basiert. Afrika ist eine Pop-Nummer, die mit afrikanischen Rhythmen und Keyboard-Effekten gefüllt ist. In Schön Wars kommt er auch in die Nähe von jazzigem Salon-Gesang und bietet einigen echten Funk in I Bin ån. Dies ist tatsächlich ein einzigartiges Album, zusammengestellt von einem eklektischen Künstler, der tatsächlich kaum Grenzen kennt.

"i siag des Licht"

Salzkammergut Rundschau 26. September 2002 | Text: Hannes Heide

Am Montag vergangener Woche war es soweit: Zwei Jahre nach Fön und eineinhalb Jahr nach Trad kam die neue Hubert von Goisern CD auf den Markt. Iwasig heißt sie und zeigt auf dem Titelfoto einen Hubert, der befreit seine Ziehharmonika in den blauen Himmel wirft.

Ein Bild, das vermittelt, was den Hörer beim Abspielen dieser CD erwartet: So befreit, so locker und leicht, war noch kein Album von Hubert von Goisern.

Das Experiment ist gelungen. Übliche Praxis ist es nämlich, erst im Studio an die Arbeit ans Feilen an einzelnen Nummern zu gehen, und sie dann, nach Erscheinen des Albums, in einer Tournee bei Livekonzerten dem Publikum zu präsentieren.

Hubert ist diesmal einen anderen Weg gegangen - zuerst die Tournee und dann die Veröffentlichung: Mit dem neuen Material startete er im März dieses Jahres seine Grenzenlos-Tournee im ägyptischen Assiut. Auftritte auf Kap Verde, im Senegal, in Burkina Faso folgten, ehe nach Konzerten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und einem legendären Konzert in Sarajewo (oder war es vielmehr die mühevolle Anreise, die es legendär werden ließ?) mit einem Konzert im Bad Ischler Lehártheater das vorläufige Ende gefunden wurde. Aber selbst für einen, der so wie ich so gut wie jeden der Auftritte des heurigen Jahres hören durfte und konnte, ist Iwasig eine Überraschung.

Und so, wage ich es, mich weit aus dem Fenster hinauszulehnen und festzustellen (auch wenn sich Kollege Handlechner sicher ist, ich arbeite jetzt an Huberts Heroisierung): Erstmals erachte ich eine Hubert von Goisern-CD mindest ebenso gut, wenn nicht sogar besser als das Liveprogramm.

Dass ein Nahverhältnis zum Künstler nicht für meine Euphorie verantwortlich ist, beweist die Tatsache, dass ich die neue CD lwasig, seit ich sie erstmals in der Hand hatte, mehr als dreißig Mal angehört habe. "I siag des Liacht" heißt es in i bin an. Ich sehe es und höre es.

IWASIG - Hubert von Goisern

Folker! 1/2003 | Text: Annelies Pichler

Drauf, durch und weiter! Mit seinem neuen Album dreht Hubert von Goisern auf und die Botschaft steht im Titel: Iwasig - drüber oder: Über drüber. Was er damit meint, zeigt er mit jedem Track auf spezifische Art. Gleich die Nummer eins Heilige bringt dich dorthin, wo der "Soul mit an Reggae unten drunter" klarmacht, dass man nur auf eigenen Füßen tanzen kann. Wurscht wo, ein Drüber gibt's überall, und gerade, weil Goisern nicht blind darüber wegschwebt, sondern im Bewusstsein des ganzen Schlamassels des Lebens Schwung nimmt, macht es solchen Spaß, von ihm stracks ins überdrüber gebeamt zu werden. Sogar dann, wenn's der Weg dorthin in polka derart männlich ausfällt, dass die Nase durchdrehen muss und den den Geruch einer Mannschafts-Umkleidekabine meldet. Bringt genau das den Kick zum Abheben? Wenn später mit dem Volxjammer Melancholie tönt, erdet das wieder, ein Schmerz wird dorthin gehievt, wo er schön wird. Natürlich fehlt auch die musikalische Reise nach Afrika nicht: Sie zeigt das Elend dort und bringt doch zu einer viel stärkeren Wahrheit. Ganz gewaltig ins überdrüber aber führen die Loops in Nix Toa. Sie und der Text entwickeln eine Schräglage mit veritabler Hebelwirkkung. Fragt sich bloß, wohin es den Goiserer selber da geschleudert hat, übers Alpenrocken war ja schon vorher hinaus.

Welt-Volksmusik-Experte

Tirol Online 8. September 2002 | Text: lipi

Hubert von Goisern - Iwasig (Virgin/Blanko Musik)

Iwasig ist ein hemmungslose Stilmix aus Funk, Jazz, Blues, Rock und Volksmusik. Geprägt von herrlichen Rhythmus-Ektasen und beherzt direkten Texten. Trotz der multikulturellen Einsprengsel im Klangbild bleibt Hubert von Goisern sich, seiner Diatonischen und damit seiner Ur-Musik treu. Ägypten hin, Senegal her. Goisern bleibt der Volksmusik-Erneurer, lässt sich aber auf wunderbare Art auf Fremdes ein und entdeckt damit ein neues Ich. Er schreitet radikal ehrlich vorwärts. Lässige Scheibe!

Hubert von Goisern - iwasig

Dirty Linen April/Mai 2003 | Übersetzung: Marchant/Höpperger

Außer Attwenger und einigen anderen Beispielen, ist Österreich nur entweder durch seine Volks- oder seine Popmusik bekannt. Hubert von Goisern ist eine der populärsten Künstler des Landes. Von Goisern ist ein Weltreisender, der traditioneller Musik seines eigenen Landes mit Rhythmen aus der Ferne mischt.

Die ersten paar Tracks auf Iwasig sind moderne Pop-Songs, die eine Rock- und Funkgrundlage haben, aber die Tatsache dass von Goisern sie mit seinem tirolerischen Jodeln überlagert, macht sie einzigartig. Poika erschien als eine Maxi-Single und ist ein schnelles Lied, das fast als ein Punk-Rock-Lied gelten könnte, wenn es nicht Zieharmonika und Jodeln enthalten würde. Danach kommt Volxjammer, eine Instrumental-Nummer auf der B-Seite der Single, die langsam mit von Goiserns Ziehharmonika beginnt und die mit Hilfe von Orgel und E-Gittare nach und nach die Intensität steigert. I bin an, ein erstaunliches Beispiel von Funk und Gospel, wird von Nix Tuan gefolgt, einem Track der mehrmaligem Wiederhören nicht standhält. Schön wars ist ein jazziger Song, der von Goisern mit Scat-Gesang bietet. Das Album endet mit einigen schönen, langsamen Stücken. Von Goisern's Liedertexte sind im CD-Booklet gedruckt, allerdings nur auf Deutsch. Glücklicherweise ist er ein Sänger/Musiker, der verlockend genug ist, um auch für jene interessant zu sein, die nicht verstehen, worüber er singt.

Verschmelzung der Kulturen

Stuttgarter Zeitung 25. September 2002 | Text: Lex

Hubert von Goiserns Iwasig

Als im Sommer die Single Poika erschien, konnte man eine Menge für das neue Album des Hubert von Goisern ableiten. Dachte man zumindest. Schnell und flott ist diese Poika, erinnert an klassische Alpinkatzenzeiten, mit dem kleinen Unterschied, dass es sich um keinen Aufguss, sondern um die konsequente Fortsetzung von alpinem Rock handelte. Dazu die Ska-Elemente, die sich schwerelos wie die Ziehharmonikaakkorde auf diesem Song tummeln. Das zweite Lied auf dieser Single nannte sich Voixjammer.

Und nun das Album. Iwasig ist der Titel, und frei übersetzt heißt das so viel wie "drüber" oder "oberhalb". Der inhaltlichen Bestimmung dient das aber genauso wenig wie die Single, die vorab erschienen ist. Wie gewohnt gibt es - einerseits - wieder sonnige Melodien und ruhige Balladen. Aber nach dem Ausflug ins Jazzfach, nach einer CD mit (österreichischer) Volksmusik pur widmet sich Goisern jetzt wieder der Verschmelzung verschiedener musikalischer Kulturen.

Und gibt sich diesmal offener denn je. Unüberhörbar sind diesmal die afrikanischen Einflüsse. Genauso gerne experimentiert Goisern aber mit Loops und Samples herum. Und manchmal sind seine Lieder auch nur ganz banal gestrickt. Für die alten Goisern-Fans ist das nicht immer eine leichte Kost. Aber wer zu jenen Menschen gehört, die sich ein neues Album kaufen, um darauf auch etwas Neues zu entdecken, ist mit Iwasig bestens bedient.

Hubert von Goisern - iwasig

Blue Rhythm Nr. 20/02

Eine faszinierende Musikalität, die sich da - inklusive poetischer Reflexionen - durch das bergische Auf und Ab des lässigen Weltenbummlers zieht. Zwölf kraftvolle, selbstbewusste Nummern, die den Mann aus dem Salzkammergut als Perfektion, aber auch wieder als notorischen Eigenbrötler zeigen, der mit seiner Vielfalt auf keinem Stuhl Platz findet. Stellt den Vorgänger Fön in den Schatten!

Reggaejodler

www.wahnsinnzz.com Oktober 2002

Es gibt ihn wieder, den Hubert von Goisern. "Alle Seelen, die in meiner Brust wohnen, haben auf einer CD gar nicht Platz", sagt der Künstler zu seinem neuesten Opus, womit vielleicht das Publikum eingeschüchtert werden soll. Wer es trotzdem wagt, hin zu hören, erlebt bei Iwasig (Virgin) eine irrwitzige Stilmischung, die man vielleicht Weltmusik nennen könnte, von Afrika bis Poika inklusive dem vielsprechenden Titel: Besser werdn.

Empfehlungen des Monats: Dezember 02

Vogtland Bibliothek Dezember 2002

Iwasig / Hubert von Goisern. Keine CD gleicht der anderen: So hat er auf In Exil mit tibetischen Klängen experimentiert, kehrte mit Trad ganz zu den volksmusikalischen Wurzeln zurück und zelebrierte bei Fön einen gelungenen Ausflug ins Jazz-Fach. Auf Iwasig nun sind die afrikanischen Einflüsse kaum zu überhören. Ausgefeilte Percussion, Balafon-Klänge und viel dichter, mehrstimmiger Gesang erinnern gleich an Musik aus Mali - aber eben im Goisern-Dialekt.

Hubert von Goisern: Iwasig

Soundbase Online Jänner 2003 | Text: SB

[11/12] Jessasmaraundjosef! Ich weiß, dass sich ein lieber Freund jetzt resigniert das Bärtchen kraulen und in sich hinein grummeln wird angesichts der 11 blinkenden Sternchen und insgeheim beschließen wird, mich nie mehr auf diese website geschweige denn auf die Menschheit loszulassen. Oba wos wuilst mochn, i bin halt vernarrt in den Hubi... also ich will hier kein Wär-so-gern-ein-Groupi-Geschwafel vom Stapel lassen, aber der Goisern hat's einfach drauf und jetzt sag ich ma warum: Er war ungeplanterweise meine Alternative zum diesjährigen Summerjam, wo mein Freund sich gerade ohne mich und mit Mary Joana vergnügte, während ich unmotiviert zuhause in der Gegend rumzappte, mein bewehrtes Allheilmittel gegen meine mich in regelmäßigen Abständen heimsuchende Wahnvorstellung, in meinem Körper gefangen zu sein. Datt Trömmelsche hab ich zuerst gehört und es bewog mich in der ersten zehntel Sekunde zum Verweilen und Berieselnlassen auf Bayern 3. Der afrikanische Rhythmus schüttelte mich durch und gab mir das Gefühl, in mir wieder einigermaßen zuhause zu sein. Den Gesang konnte ich dann erst mal nicht zuordnen. Irgendne Sprache, mit deren Identifikation ich mein Köpfchen nicht belasten wollte, dazu war die Musik zu witzig. Quetschkommode kam dazu - böse Kindheitserinnerungen meinerseits an meinen Akkordeon-Unterricht bei Herrn Misel, der eigentlich recht pfundig war und immer Pfeife rauchte. Aber das beherrschende Bild sind nach wie vor meine ungeübten noch vom vorher stattfindenden Kunstunterricht mit Pelikan-Wasserfarbe besudelten Stummelfingerchen, die den Weg von einem Bass-Knopf zum nächsten in Es regnet ohne Unterlass nur sehr mühsam fanden. Mein Lieblingsknopf war immer der "Sauf-Knopf", wie Vati ihn nannte, der die Funktion hatte, beim Zusammenquetschen Dampf abzulassen, nachdem man mitten im Lied mit weit gespreizter Ziehharmonika das Gleichgewicht langsam verlor und einfach aus der Nummer nicht mehr rauskam, weil man kurz davor war, vom (mit hinterfotzigen Rollen bestückten) Schreibtischstuhl gefegt zu werden. Was ich da hörte versöhnte mich sofort. Sieht doch ganz leicht aus und macht gute Laune. Und meine Hände sind inzwischen nicht mehr bunt, dafür aber ein bisschen gewachsen.

Wenige Wochen später kam Iwasig (Betonung auf I!) raus und ich war schon gefasst darauf, etwas komplett neues serviert zu bekommen, was bisher von Goisern nicht zu hören war. Jawoll: Nach Alpenrock mit den Alpinkatzen, kleinem Abstecher in die Afro-Szene mit Gombe und nach Indien mit Inexil, dann der blues- und jazzgeschwängerten Fön-Scheibe jetzt die funky Seoul-Nummer. Seouuuuuul mit an Reggae untndrunta...Dub didu...Muss man sich erst drauf einlassen auf die Musi, aber wer da keinen Bock drauf hat, kann ja den Las Ketchup Song hören oder Lieber Gott für die Flutopfer von Dental-Metal-Marlon - oder - als echte Alternative Goiserns Trad-Interpretation von Stadltür: "Wer das braune bier nit mag der kommt in das kühle grab, i mecht aber krank nit sein kellnerin schenk ein..." Die Melodie geht so ähnlich wie Paulchen Panthers Wer hat an der Uhr gedreht und kriecht mir seit Tagen kackfrech als Wurm durchs Ohr, was manchen Zeitgenossen um mich rum tierisch aufn Sack geht.

Ecken und Kanten hat die sonst so runde Scheibe und das macht den Reiz aus. I bi an ist purer furztrockener Funk, der irgendwie zum Gospel mutiert, so dass man sich am Ende vor Freude fast n Loch ins Knie bohrt. Das folkloristische rein instrumentale Volxjammer (Ziehharmonika / Keyboard) kann ich nur so beschreiben: Kennt ihr das befreiende Gefühl, wenn man zunächst gemütlich in der Sauna sitzt und vor sich hin dünstet und abschwitzt und rumbrutzelt, dann beim Rausgehen etwas orientierungslos in der Gegend rumwackelt, weil sich alles dreht und man an den schwarzen Kreislaufpünktchen vorm Auge vorbeischielt, das Eiswasserbecken findet und sich reinplumpsen lässt? Dieses Gefühl circa erwartet euch so bei Minute 1:45 von Volxjammer. Poika geht einfach nur volle Socke auf die Glocke und bei Afrika dominieren, wie der Titel schon erahnen lässt, die afrikanischen Einflüsse, ein abgefahrener Percussion-Jodel-Mix.

So, jetzt muss ich noch erklären, warum ich nicht 12 Sternchen losgelassen habe: Also, vielleicht...weil...mir der Background-Gesang bei Heilige zu elektronisch ist, oder irgendsowas.

Iwasig hat sozusagen zwei Seiten, wie die gute alte LP: Fetzige Leichtigkeit mit vielen Rockelemente zum Abmoschen und entspannte Feierabendstimmung - Heiter bis wolkig, oder sagen wir mal unbeschwert bis melancholisch (und irgendwie sehr friedlich) geht's also zu und jeder darf getrost das hineininterpretieren, was er möchte.

Hubert von Goisern hat die Ambition, "ein Haus mit vielen Räumen zu schaffen, in dem sich der Zuhörer ausbreiten kann. Nicht nur ein in sich geschlossenes Denkmal." Ist gelungen, finde ich und des passt scho.

PS: Vorsicht: Es wird auch gejodelt - volle Möhre z.B. in Aus is.

Hubert von Goisern: Freistil

Thüringer Allgemeine 15. Jänner 2003 | Text: Michael John

Bei Hubert von Goisern weiß man nie, wohin die Reise geht. Weil ihm die Alpen eine Nummer zu klein sind für seinen musikalischen Horizont, treibt es ihn seit Jahren in die Welt hinaus. Von Österreich nach Afrika, weiter nach Tibet und dann wieder heim auf die Alm, um ein anrührend schlichtes Album mit Volksliedern seiner Heimat aufzunehmen. Kaum war die Tradition gepflegt, reiste er in den Senegal und traf Musiker wie Yossour N'Dour und Baaba Maal.

Keine Frage: Hubert von Goisern fühlt sich auch in der Fremde daheim, was seine Musik mehr und mehr prägt. Vom Alpenrocker ist auf dem Album Iwasig nicht viel übrig geblieben, auch wenn der Jodler und seine Umgangssprache freilich unter Bestandsschutz stehen. Der Rest jedoch ist frei verhandelbar. Es geht alles und vor allem zusammen: Funkige Anleihen wechseln mit einer zünftigen Polka, afrikanische Lebensfreude mit einem bluesigen Instrumental, gespielt auf der Ziehharmonika. Der Ausflug ins Jazz-Fach ist inzwischen auch schon obligatorisch.

Iwasig entpuppt sich als musikalischer Freistil, den der Goiserer mit einem verschmitzten Lächeln und mediterraner Leichtigkeit absolviert. Bei allem Abwechslungsreichtum lohnt es, seinen Texten zuzuhören. Allein schon wegen der Selbstironie, mit der er über menschliche Schwächen spöttelt. Freilich auch wegen der Liebeslieder. Und nicht zuletzt wegen der klaren Bekenntnisse gegen politische und religiöse Einfalt, die einem Weltenwanderer wie ihm besonders dumm vorkommen müssen.

Wo kimmt des her, wo geht des hin? Das fragt Hubert von Goisern im Lied Poika. Die Antwort muss er gar nicht finden. Solange er sucht, bleibt es spannend.

Hubert von Goisern - iwasig

Discover 8. Jänner 2003 | Text: Norbert Striemann

Fast zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Hubert von Goisern seinen Alpinkatzen adieu sagte. Danach herrschte erst einmal Stille, bis er sich mit der CD Fön (2000) und mit einem neuen, eigenen Konzertprogramm (2001) auf der Bühne zurückmeldete. Die Rückkehr war für einige Fans mit Enttäuschung verbunden, denn der König des Alpenrocks hatte ein bis zwei Gänge heruntergeschaltet und wirkte esoterisch angehaucht. In den Gazetten wurden Unkenrufe laut, Redakteure befragten das Orakel, die Zeichen wiesen auf einen Mahavishnu Goisern hin - doch alles wurde wieder einmal viel zu heiß gekocht, als es letztendlich bekanntermaßen verspeist wird.

Was, akustisch nachvollziehbar, geschah, war eine musikalische Veränderung, die auf der aktuellen CD Iwasig noch deutlicher zu hören ist. Die Kompositionen klingen wesentlich abwechslungsreicher - hier Reggae-Töne, dort ertönt es Jazz-lastig, jedoch niemals schwülstig überzogen, sondern durchdacht und wohl dosiert. Wie es sich aber für einen Österreicher gehört, der jetzt scheinbar auf der Weltmusik-Schiene fährt, bleibt die Ziehharmonika natürlich nicht stumm und gelegentliche Jodel-Gesänge verkünden nach wie vor den Spaß an der Freud. Nur, es klingt nicht mehr ganz so "volksmusikalisch" wie zu vergangenen Zeiten.

Somit ist also alles noch im Lot und kein Grund zur Panik vorhanden - das passt schon. Nur die Frage, ob HvG jetzt auch in textlicher Hinsicht eine Veränderung vollzogen hat, kann ich leider nicht beantworten. Mit Zuhören alleine ist es bei diesem Slang nicht getan - da muss schon der abgedruckte Text zur Hilfe genommen werden. Aber selbst dann: Des kimmt mer oalles so koamisch voar, wenn i so a Liadl hör.

Weisse Hubert ich komm aussm Pott - da kanze nich einfach so platt daher reden tun.

Hubert ist für alle da

OÖN 30. September 2002 | Text: beli

CD des Tages: Iwasig vom Goiserer

Was werden sie sudern und raunzen, die vermaledeiten Radiomacher, dass Hubert von Goiserns neues Album Iwasig (Virgin) eh recht hübsch sei, aber - hader! hader! - nicht in ihre kleinkariert formatierte Spielwiese passe. Funken wir den Funkern ratschlagend ins Handwerk.

Den Weckern von Ö3 legen wir ans scherzende Herz, uns mit dem funksouligen Heuler i bin an aus den Federn zu stauben, der auch den legendären Blues Brothers in die Beine fahren täte.

Das regionale Ö2 brauchte nicht zu fürchten, Radio Vierkanthof geheißen zu werden, sendet es den volxjammer. Der rührt mit traditioneller Quetsche am Gemüt, hat das Zeug zum Gartenfest-L'amour-Hatscher im Lampionsschein und verdichtet sich zur Orgelei, wie wir sie aus Janis Joplins Me & Bobby McGee-Finale kennen.

Die Alternativ-Apostel von FM4 müssten poika anhimmeln, einen Pogues-Volks-Punk für die wilde Kopfschüttler-Fraktion.

Die Beziehungsbilanzierende Ballade schön wars träfe sich bestens zum nächtlichen Rendezvous mit Constanze auf Life Radio.

Da wären noch das funkrockig jodelnde aus is, das luftige, kapverdisch inspirierte besser werdn mit seinen lautmalerischen Rhythmen, die stark perkussive Latin-Nummer schad, alle weltvolksmusikalisch berührt, etc. Und jetzt, Freunde der Wellen, lasst den Hubert rotieren!

Da steht er drüber

Hamburger Morgenpost 27. November 2002

Hollerähdulliähööö! Der Jodelkönig des Alpenrock ist zurück. Wo er war? In Assiut, Oberägypten. Wie, das haben Sie ja gar nicht mitbekommen? Das war so: Das Goethe-institut in Kairo hatte Hubert von Goisern eingeladen. Zusammen mit dem ägyptischen Musiker Mohamed Mounir stand der Österreicher dann vor 15 000 Ägyptern und - begeisterte. Natürlich verstand kein Mensch, was der lustige Typ mit der Quetschkommode vor der Brust da eigentlich sang, aber das geht deutschen Konzertbesuchern ja auch nicht anders, bei dem Dialekt. Von diesem Erfolg angespornt, ging er ins Studio und nahm Iwasig auf. Das heißt in von Goiserns Dialekt so viel wie "drüber". Er kümmert sich nicht mehr um Kritik, er ist ein musikalischer Weltenbürger, der das öffentliche Granteln sein lässt und einfach drüber steht.

Grenzenlos erdig

Die Steirische 19. Oktober 2002

Wenn es jemanden gibt, für den das oft strapazierte Attribut "echt" auch wirklich zutreffen würde, dann ist das HUBERT VON GOISERN. Denn wohl kaum ein anderer aus der solariumsbraunen Ja-zur-A-Szene kommt unverfälscht-erdiger daher als dieser "Alpinkater", dem das musizierende Globetrotten oder das globetrottende Musizieren - das kann man bei ihm halten, wie man will - kreatives Fundament wie Blutkreislauf ist.

Das und - of course - die Heimat, deren etwas bodenständigere Klänge, das grenzenlose Echo im Kulturensound. Ein Echo, das im Neo-Album Iwasig (was so viel heißt wie "drüber") ein heiß-interkulturelles Date zwischen westafrikanischen Rhythmen und heimischer "Musi" eingeht, um in einer jazzig satten Niederkunft aus goiserntypischem Dialektfolk und uriger Coolness klangkörperlich "drüberzustehen", über jener Peinlichkeit, die World Music ansonsten so an sich hat.

Jenseits von Austria

www.morgenweb.de 24. Oktober 2002 | Text: lang

Hubert von Goisern bleibt eigenwillig

Nein, einordnen läßt er sich nicht so richtig, der Goiserer. Längst sind die Lederhosen- und Jodler-Klischees für Hubert von Goiserns spezielle Alpin-Rockmusik abgegriffen. Neben Reißern wie Poika präsentiert der Österreicher auf seiner neuen CD Iwasig (zu deutsch: "oberhalb") ein meisterhaftes Weltmusik-Repertoire, das zuweilen fetzig, zuweilen sanft daherkommt und die vielfach geschmähte, in Wirklichkeit aber hohe Kunst des Jodelns einmal mehr aus der volkstümelnden Ecke hervorholt. Zentraler Titel des Albums ist das Stück Afrika in dem von Goisern die Fusion unterschiedlicher Ethno-Sounds aus Österreich und vom schwarzen Kontinent ebenso gekonnt zustande bringt wie eine glasklare, aber doch poetische Kritik am wirtschaftlichen und sozialen Nord-Süd-Gefälle im Text des Stücks.

Hubert von Goisern - iwasig

www.bebop.at Oktober 2002

... eine weitere geniale Melange aus Weltmusik und Alpin-Groove, wie sie nur HvG drauf hat!