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TOUR 2011

Hubert von Goisern und Freunde: Live in Kaltenberg - 31. Juli 2011

9. August 2011 | Fotos: © Sarah Marchant

Arena frei für Bayern, Köln und Österreich

Augsburger Allgemeine 31. Juli 2011 | Text: Romi Löbhard

Von Goisern, Haindling, BAP und Co.

Hubert von Goisern und Helmut SchartlmüllerKaltenberg. Haben die Ritter ihre Kämpfe ausgetragen und sich für ein Jahr verabschiedet, dann ist in Kaltenberg Festivalzeit. Die Arena muss nicht mehr für Schlachtengetümmel herhalten, sondern ist in schöner Regelmäßigkeit Open-Air-Gelände – heuer nach ein paar Jahren Abstinenz mal wieder für Hubert von Goisern und ein paar seiner vielen musikalischen Freunde. Das Wetter benahm sich; die Wolken, die am Vormittag des ersten von zwei Festivaltagen noch ordentlich Ballast abgeworfen hatten, hielten ab Veranstaltungsbeginn dicht, und es durfte gefeiert werden, was die Besucher in der nicht ganz ausverkauften Kaltenberger Arena ausgiebig zelebrierten.

Im Programm war zwar kein absoluter Headliner zu finden, dafür sorgten mehrere Klasseformationen für ausgelassene Stimmung. Natürlich war das in erster Linie Hubert von Goisern, der sie alle ansagte, die Freunde aus halb Europa, und dessen Charisma am ersten Abend bereits Eisberge hätte schmelzen lassen können. Es lichterte, es wogte, es wurde gesungen und den Erzählungen gelauscht, das musikalische Flair war einfach nur schön. Für seinen Auftritt am zweiten Tag hatte der Österreicher noch den Saxofonisten Klaus Doldinger, der seit langer Zeit der Welt wunderbare Jazzinterpretationen schenkt, bestellt. Das waren aber auch Haindling, die Bayern rund um Hans-Jürgen Buchner, die das Publikum vom ersten Augenblick an auf ihrer Seite hatten. Willig bestätigten die Zappelnden im Sand der Arena Bayern, jawoi, des samma mir, vergnügten sich beim Deppen, brachen ab bei Geschichten von Dax und Biber, versuchten sich am Klatschen eines Zwiefachen. Vor allem der tiefe Griff in die Repertoirekiste, der Rückblick auf fast 30 Jahre Haindling, sorgte für Begeisterungsstürme. All die bekannten Refrains, die mit wenigen Worten erzählten skurrilen Geschichten, sie wurden mitgesungen, mitgegrölt.

Und BAP – können die Kölsch-Rocker mit Frontmann Wolfgang Niedecken gegen die bayerisch-alpenländische Übermacht bestehen? Und ob, schließlich hatten sich nicht nur bayerische Besucher auf den Weg nach Kaltenberg gemacht, und schließlich unterscheidet sich das, was Niedecken mit seinen BAPs zu sagen hat, nicht wesentlich von den Goiserns und Haindlings. Schmückendes Beiwerk: Da war einmal Zdob si Zdub, die Musikgruppe aus Moldawien, die bereits zweimal recht erfolgreich am Eurovision Song Contest teilgenommen hat und die mit ihrer Mischung aus Folklore und Hardrock und dem Instrumentarium von Großer Trommel bis Posaune so gut zu den Musikern in der Kaltenberger Arena passte. Mehr für die sphärischen Klänge zuständig waren Ganes, die Wasserhexen, die mit ihren fließenden Gesängen jeden Zuhörer betören können. Und natürlich Claudia Koreck, die bayerische Senkrechtstarterin, die mit Fliang vor ein paar Jahren einen Riesenhit landete und die vor allem live auf der Bühne, eingerahmt von ihren Bandmusikern, ein Erlebnis ist.

Hubert von Goisern und Freunde: Live in Kaltenberg - 30. Juli 2011

4. August 2011 | Fotos: © Sarah Marchant

Hubert von Goisern & Freunde in der Kaltenberger Arena

3. August 2011 | Foto: © Sarah Marchant
Hubert von Goisern und Freunde in Kaltenberg

Am Samstag lud HvG seine musikalischen Freunden nach Kaltenberg, um den ersten Tag seines zweitägigen Festivals zu feiern. Zusammen mit den moldawischen Ethnopunks Zdob si Zdub, den ladinischen Wassernixen Ganes sowie Haindling und ihrem "bayerisch-afrikanischen Elefantengrooves" gab Hubert von Goisern und seine Band auf der Arena-Bühne ihr Bestes.

Am zweiten Tag des Festivals bekam das Publikum das Vergnugen von Auftritten von nicht nur der bayerischen Liedermacherin Claudia Koreck und den Kölsch-Rockern BAP, sondern auch Jazz-Legende Klaus Doldinger und natürlich Hubert und seine Band: Alex, Helmut und Severin. Bis tief in die Nacht feierten dann die an diesem kollaborativen musikalischen Wochenende beteiligten Musiker ein großes Finale mit Gastgeber Hubert von Goisern vor einem begeisterten Publikum.

Hubert von Goisern auf dem Wülzburgfest 2011

Weißenburger Tagblatt 1. August 2011
Hubert von Goisern und Band

Mehr Fotos unter www.nordbayern.de

Hubert von Goisern: Live in Weißenburg - 24. Juli 2011

29. Juli 2011 | Fotos: © Elli Christl

Abgespeckter Alpenrock

Weißenburger Tagblatt 26. Juli 2011 | Text & Foto: Rainer Heubeck

Hubert von Goisern als glanzvoller Abschluss des Wülzburgfestes

Hubert von GoisernWeissenburg. Etliches klang zwar irgendwie vertraut, aber doch neu. Es war weder der multiinstrumentale Alpenbombast-Rock und schon gar nicht die Weltmusik aus vergangenen Tagen, sondern eine aufs Wesentliche reduzierte, oft in Landler und Zwiefachen wurzelnde Musik, mit der Hubert von Goisern bei seinem dritten Gastspiel auf der Wülzburg das Publikum auf- und zuhören ließ. Viele der Lieder waren unbekannt, weil noch nicht veröffentlicht – das neue und mittlerweile zwölfte Album des "Goiserers" erscheint erst im kommenden Monat.

Deshalb war für die über 1600 Besucher im bestuhlten Wülzburg-Innenhof vor allem Hinhören statt Abtanzen angesagt bei Stücken wie Indianer, I kenn oan, Es is wias is oder Heidi halt mi. Unüberhörbar bei den Kostproben aus dem neuen Album Entweder und Oder war, dass Hubert von Goisern nach seinem musikalisch vielfältigen Fluss-Projekt seine Lieder entspeckt, sie dafür mit fettem Sound und eindringlichen Texten versehen hat. Neu und abgespeckt ist auch die Band, die aus Alex Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartlmüller (Bass), Severin Trogbacher (Gitarre) und ihm selbst besteht.

Geblieben ist aber die aus den Alpinkatzen-Tagen (der erste Auftritt von Goisern auf der Wülzburg ist fast 20 Jahre her) bekannte musikalische Urgewalt, die vielleicht auch mit dem Rebellentum des 1952 in Bad Goisern geborenen Musikers, der bürgerlich Hubert Achleitner heißt und mit zwölf in einer der Blaskapellen des Ortes Trompete lernte, zusammenhängt. Heute spielt er viele Instrumente virtuos (von der philippinischen Nasenflöte bis hin zur Maultrommel) und entlockte in Weißenburg selbst seinem "Feindbild Nummer eins", der Klarinette, an Klaus Doldinger erinnernde Klänge.

Die Texte der neuen Songs pendeln zwischen ganz hart und zerbrechlich zart, spiegeln aber stets die Grundsehnsüchte des Menschen wider – bestens repräsentiert in Leben oder Suach da an andern. Mit Weit, weit weg gab Hubert von Goisern auf der Wülzburg auch den Anknüpfungspunkt zu seinem ersten großen Erfolgsalbum, doch der Vergleich mit Hiatamadl und Co. will nicht wirklich funktionieren. Hubert von Goisern ist dieser Zeit zweifelsohne entwachsen, ist erwachsen geworden: anspruchsvoller und klarer in seinem musikalischen Ausdruck wie künstlerischem Niveau, das er mit dem neuen Album wohl auf neue Höhen heben könnte – das versprechen zumindest die Hörproben aus dem Wülzburg-Innenhof.

Das sich einst selbst auferlegte Versprechen, seinen größten Hit nicht mehr zu spielen, weil dieser auch zum Partyhit verkam, brach Hubert von Goisern glücklicherweise. So kamen die Wülzburg-Besucher in einer Zugabenrunde nicht nur in den Genuss des Hiatamadls, sondern auch seiner anderen Mitsing-Hits wie Iawaramoi oder Heast as net. Das Fazit des zweistündigen Wülzburg-Gastspiels, bei dem auch Sound und Bühnenbeleuchtung überzeugten: Ein neuer alter Hubert von Goisern ist zurück.     

Der mit der Ziach rockt.....

Oberbayerisches Volksblatt 26. Juli 2011 | Text: Margrit Jacobi

Kein Regen bei Hubert von Goisern in Maxlrain

Der König des Alpenrock rief, und sie kamen in hellen Scharen. Es waren fast zweitausend Fans des Hubert von Goisern in Maxlrain beim Open-air-Konzert. Kurzfristig war man wegen der durchnässten Schlosswiese auf einen Nachbarplatz ausgewichen. So erreichten die Besucher trockenen Fußes ihre Sitzplätze. Auch vom Himmel fiel keinerlei Nass an diesem Abend. Ein roter Drache glänzte vor schwarzer Leinwand beim kraftvollen Auftakt mit Hubert von Goisern am Akkordeon und seinen drei jungen Mitmusikern Alex Pohn am Schlagzeug, Helmut Schartlmüller am Bass und Severin Trogbacher an der Gitarre.

Als Über-Oberösterreicher bezeichnet er sich und die drei in seiner Band. "I glaab, mir brennt da Huad, grias eich", stimmte Hubert Achleitner, der seinen Bühnennamen von Goisern von seinem Heimatort übernommen hat, seine Zuhörer auf Kommendes ein. Auf weibliche Begleitung, wie ganz früher die Alpinkatzen, später Instrumentalistinnen und zuletzt Backgroundsängerinnen, hatte das Quartett verzichtet.

"Ois Indianer konnst di unsichtbar machen" verriet Goisern und erzählte, wie er in Wien in seinen Anfängen sieben Jahre "schwarz" im Bus gefahren war und über Indianer ging es musikalisch weiter mit dominantem Schlagzeug, in rhythmischem Rockgroove der Gitarren und mit dem Meister an der Mundharmonika. Den heftigen Beat spürte man körperlich. Schade, dass der Heavy-Rock manchmal übersteuert wurde. Das erstickte leider die hörenswerten Liedtexte. Georgia on my mind, das Ray Charles so unvergesslich sang, hat der Musiker aus dem Salzkammergut in Goisern, i steh auf di umgewandelt, und Altbekanntes mischte er mit viel Neuem aus dem noch unveröffentlichten zwölften Studioalbum, das im Herbst herauskommen wird. Maultrommel, Glocken, Klarinette, Gitarre, Mund- und Ziehharmonika, der alpine Weltmusiker ist ein Professioneller auf allen Instrumenten. Bluesig sang er über den Gaatsch (Matsch) im Schnee und das Slalomfahren und leidenschaftlich bei seinem mitreißenden Lied I wui leben. Seinem Publikum empfahl er: "Lassts eich foin". Feiner Landler, gejauchzte Jodler, Soul, afrikanische Melodien, Jazz und Samba vermischten sich bei diesem Konzert mit Goiserns traditioneller heimatlicher Musik auf ganz unverwechselbare Art und Weise. Den berühmten Janis Joplin Song Oh Lord, won't you buy me a Mercedes Benz übersetzte der 58-jährige Goisern in ein "Geh Hergott, i bitt di ums ewige Lebn". Er brachte auch die Hungersnot der Menschen in Afrika und die westliche Ignoranz dazu zur Sprache. Mit seiner Ziach tanzte er völlig eingetaucht in den Rhythmus über die Bühne. Seine Haare hingen ins schweißnasse Gesicht. Künstliches Nebelgewölk leuchtete auf in den wechselnden Farben von Violett, Purpur, grellem Grün und tiefem Blau bis zum glitzernden Weiß der Lichtshow. Nach dem allbekannten Hirtamadl hatten die Besucher noch längst nicht genug vom Alpenrock, auch wenn dann das Wie die Zeit vergeht den stimmigen Schlusspunkt gesetzt hätte. Ja, sie sind eben süchtig nach dem Goisern und seiner Musik.

Hubert von Goisern: Live in Maxlrain - 22. Juli 2011

25. Juli 2011 | Fotos: © Elli Christl

Der Überoberösterreicher

Fränkischer Tag 22. Juli 2011 | Text: Sebastian Martin  

Beim Sternenfestival in Knetzgau gab Hubert von Goisern alles. Der 58-Jährige spielte ruhige, fetzige und urige Musik. Seine Fans dankten es ihm. Für die letzten krachenden Zugaben, seinen größten Hits, sprangen sie aus den Sitzen.

Knetzgau. Etwas liegt in der Luft. Die Bühne als rotes Lichtermeer kündigt es an. Blutrot ist auch das Hemd des Meisters. Das Haar hängt im Gesicht und reicht fast bis zur "Quetschen". So steht er mit dem Rücken zum Publikum, gebeugt über sein liebstes Stück. Liebkosend, inbrünstig, die Augen geschlossen, zieht Hubert von Goisern das Schifferklavier mit bedächtigen Bewegungen auf und zu. Ganz langsam. Immer wieder.

Bis Applaus aufbrandet. Der Meister dreht sich um, geht ans Mikro: "Grias eich". So eröffnete Hubert von Goisern, der "Überoberösterreicher", mehr als überpünktlich sein Konzert beim Sternenfestival in Knetzgau vor ausverkauftem Zelt. Reduziert ging es der 58-Jährige an, um in den folgenden gut zwei Stunden non-stop zu rocken.

Gemütlicher Start

Auch das Publikum lehnt sich zu Beginn zurück. Die Fans sitzen teilweise in der Krachledernen, jung wie alt auf Stühlen, 1500 an der Zahl. Als ob die neuen Lieder zunächst wie zu Hause gemütlich gehört werden wollen, um zu entscheiden, ob das Unbekannte gefällt. Denn das zwölfte Studioalbum des Musikers ist noch unveröffentlicht, von Goisern hatte Songs davon aber gleich reihenweise im Gepäck.

Als ob es zum Plan des Meisters Goisern gehört, lässt er seinem Publikum Zeit. Spielt ein Lied und erzählt dann gern passende G'schichten zwischendrin. Darüber, wie er sich sieben Jahre lang schwarz als "Indianer" durch die Großstadt bewegte. Oder er schwärmt auf seine Art über seine Heimat "Goisern" im österreichischen Salzkammergut. Besser: Bad Goisern. Da kommt er her, der Hubert, Hubert Achleitner, der sich später nach seinem Geburtsort nannte. Dabei muss Goisern ein depressives Nest sein: Vom Goiserner "Krawattenknoten" erzählt der Musiker. "Den lernen mir schon in der ersten Klasse" - so schlimm muss es dort sein, dass sich die Menschen an der "Krawatt'n" aufhängen.

Draußen stehen die Zaungäste

Und während drinnen der Meister seinem schwarzen österreichischen Humor freien Lauf lässt, stehen sich draußen an der Absperrung ein paar echte Fans die Beine in den Bauch.

"Der Hubert ist der Beste, den wir in Österreich haben", sagt Ingrid Thieler, eine der Zaungäste. Sie hat es sich mit einem Gläschen Sekt an der Absperrung gemütlich gemacht. Die Österreicherin stammt aus dem Innviertel und wohnt jetzt in Haßfurt. Wenn "der Hubert" spielt, ist sie sicher dabei. Auch wenn sie ihn an dem Abend nur hören kann - weiß sie, dass er "einfach geil" ausschaut. "Und das Schöne ist, ich versteh ihn", lacht sie.

Als Nicht-Österreicher ist es schwer, den tiefen Alpendialekt zu verstehen. Aber Fans wie Gabi und Ferdinand Schramm aus Gleisenau, die Zaunnachbarn von Ingrid Thieler, haben Goisern trotzdem schon fünf Mal gesehen: "Es ist einfach seine Art", sagt Gabi Schramm.

Drinnen im Zelt wird es derweil immer schweißtreibender. Das rote Hemd des Musikers hätte eine Auswechslung nötig, doch stattdessen wechselt Goisern lieber die Instrumente: Maultrommel, Glocken, Klarinette und Gitarre ersetzen die "Quetschen". Am Ende hält es keinen mehr auf den Stühlen, die Bühne ist dicht bevölkert. Alles steht. Der alpine Weltmusikmeister über ihnen. Lässt sein Hiatamadl los. Die Zaungäste draußen prosten sich zu. Bis der Meister "Pfiat ei" ruft.

Ein Hanfseil kann das Leben verlängern

Mainpost 22. Juli 2011

Ein hinreißendes Konzert: Hubert von Goisern bringt Alpenrock nach Knetzgau

Knetzgau. Drei Musikern Alex Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartlmüller (Bass) und Severin Trogbacher (Gitarre) und der Sänger Hubert von Goisern treten auf die Bühne. Noch vor dem ersten Ton brandet schon vorfreudiger Applaus auf. Bürgermeister Stefan Paulus freut sich: Heute sind wir ausverkauft.

Von Goisern ist eigentlich ein Weltstar, Tausendsassa, Menschenfreund, Lebensberater, aber vor allem ein begnadeter Musiker, der sich im Olymp der Unterhaltung einen eigenen Stil kreiert hat. Mit ganz leisen Tönen fangen sie an, es wird zum wilden Sturm der Noten, ein Kurzabriss zu Beginn der für viele unvergesslichen 150 Minuten im Knetzgauer Sternenzelt.

Unkonventionell erzählt er zwischen den Liedern von Lebenserfahrungen, gibt zarte Weisheiten mit einem zwinkernden Auge ans Publikum weiter. Sein Heimatdorf Goisern sei eine klimatisch bedingte Selbstmordhochburg, er spricht davon, dass man sich für den letzten Verzweiflungsschritt einen schönen Baum an einem noch schöneren Platz suchen sollte und sich unbedingt ein Hanfseil besorgen müsse. "Dann könnt ihr ganz zum Schluss noch ein Zipferl abschneiden und rauchen, vielleicht überlegt ihr es euch dann noch einmal anders!"

Nach einem getragenen ersten Abschnitt voll bluesiger, ganz frisch komponierter Goisernlyrik und -musik entsteht im Zelt die Aura eines gigantischen Wohnzimmers - nur mit 1500 Stühlen, darauf 1500 selige Zuhörer.

Der neue Goisern ist ruhiger, nachdenklicher, dennoch treffsicher. Die stillen Gitarrenweisen – zum Teil mit Klarinette vom Chef selber untermalt – sind ein softer Klangteppich für die neuen Geschichten, die allerdings erst nach der Tournee auf CD erhältlich sind erklärt Goisern. "Sonst habt ihr die Texte schon wieder auswendig gelernt und wollt mitsingen!" So könne man in aller Ruhe auf der Bühne ungestört musizieren, schlawinert der steirische Schalk.

Aber er kann auch anders, er bringt die Lieder, die alle hören wollen. Weit, weit weg wird natürlich mitgesungen, nach dem Gitarrensoli von Severin brandet begeisterter Beifall auf – Gänsehaut ist das Schlagwort. Zum Finale furioso gibt es die Kracher Hiatnmadl und Die Zeit vergeht, es toben die steirische Harmonika im Wettstreit mit der Elektro-Gitarre. Und der Meister des alpinen Heimatrockblues lädt alle ein, vor die Bühne zu treten, trotzt den Weisungen der Security: "Kommt vor und muskelts euch auf, scheut's euch net!"

Gerne wird diese Einladung angenommen, das große Goisernfamilienfest geht schweißnass und beseelt dem Ende entgegen. Nach zweieinhalb Stunden bester Unterhaltung geht es in die Knetzgauer Nacht hinaus, alle sind glücklich, es ist zum Greifen nahe. Einfach fantastisch. So schön!

Der Kaiser von Goisern im Kaiserpark von Bad Ischl

Zeidung 15. Juli 2011 | Text & Foto: Lois Nagl

Hubert von Goisern beim Open-Air Konzert im Kaiserpark von Bad Ischl
Weder Nieselregen noch septemberliche Temperaturen konnten zigtausende Hubert von Goisern Fans abhalten

Hubert von GoisernSie kamen in bodenlangen Röcken, Dirndlkleidern, Loden, genagelten oder Stöckelschuhen, Lederhosen aller Art, mit möglichem und ebenso unmöglichem Kopfschmuck, Wetterfleck oder übergestülptem Plastiksackerl. Alle wollten HvG erleben und alle haben ihn nach 2 Stunden begeistert verlassen.

Die Heimat hat ihren Sohn wieder! Weil er sich an diesem kaiserlichen Ort seiner Wurzeln bewusst geworden ist – und zu diesen zurück gefunden hat.

Künstlerische Experimente dürfen – ja müssen sein. Allerdings sollten sie nicht zu Selbstzweck und  Selbstbefriedigung verkommen, sondern auch den Erwartungen der Fangemeinde gerecht werden.

Und dies ist HvG formidabel gelungen! Zunächst leichte Skepsis im Publikum, als er Titel von seinem demnächst erscheinenden 12. Studioalbum ankündigt. Doch schon die ersten Titel werfen alle Zweifel über Bord. HvG ist wieder "der Alte", ist zurückgekehrt zu seinen sprachlich unverkennbar goiserischen Wurzeln. Als sehr früh der von Ray Charles bekannte Hit Georgia On My Mind – umgemünzt auf Goisern - erklingt, haben ihn endgültig alle lieb.

Neues (Manches davon wird zum Hit heranreifen) und genügend Altbekanntes (Heast as nit, Hiatamadl, Zinds eng a Pfeifferl o usw.) runden einen unvergesslichen Abend im Kaiserpark ab. Unterstützt wird HvG fulminant von Severin Trogbacher und Helmut Schartlmüller an der Gitarren und Alex Pohn am Schlagzeug. Unerwartet ausgezeichnet auch die Akkustik. Volles Lob dem Veranstalter und dessen äußerst korrektem Ordnerdienst (da könnten sich Veranstaltungshallen in Linz und Salzburg ein Scheibchen abschneiden), aber auch dem äußerst disziplinierten Publikum.

HvG beherrscht Accoustic- und E-Gitarre, Mund- und Ziehharmonika ebenso virtuos, wie die Klarinette (Parallele zu Ray Charles? Auch der hat nicht nur Klavier gespielt und gesungen – sondern in den Anfangsjahren zum Saxophon gegriffen).

Und nebenbei ist HvG zum Entertainer herangereift. Er weiß seine Anhängerschaft (schätzungsweise 4500) mit immer wieder eingestreuten G'schichtln zum Schmunzeln zu bringen. Das Publikum ist frenetisch begeistert – hinauf bis zum Hausherrn Markus von Habsburg Lothringen und dessen Bruder Johann Salvator von Habsburg-Lothringen samt Familien. Der Kaiser würde sagen: "So brav darf er weitermachen".

Nur Mut liebe Ischler und noch viele ähnliche Konzerte im Kaiserpark. Locations (Entschuldigung neudeutsch!), wie diese gibt es wahrlich nur wenige.

Hubert von Goisern: Live in Bad Ischl - 14. Juli 2011

moser.zenfolio.com 18. Juli 2011 | Foto: © Albert Moser
Hubert von Goisern

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Hartes und Zartes im Zufluchtszelt

Stuttgarter Zeitung 15. Juli 2011 | Text: Michael Werner

Das Gaffenberg-Festival feiert sein 25-Jahr-Jubiläum. Zum Auftakt hat Hubert von Goisern gespielt.

Heilbronn. Hubert von Goisern hat immer schon vieles anders gemacht als andere: Andere Musiker werfen für gewöhnlich ein neues Album auf den Markt und gehen mit der CD im Gepäck auf Tournee. Hubert von Goisern aber sagt zum Auftakt des Heilbronner Gaffenberg-Festivals: "Unsere neue CD ist seit einem Monat fertig. Aber wir haben uns gedacht, wir gehen jetzt auf Tournee und veröffentlichen die Platte erst hinterher. Dann könnt ihr die Texte nicht auswendig lernen, und wir können ungestört musizieren."

Die Ironie, mit der Hubert von Goisern den musikalischen Marktgesetzen begegnet, ist der eine Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist der, dass man das Gefühl hat, er genieße es tatsächlich, zu verblüffen: Mit seiner exzellenten Band, die nur noch aus Schlagzeug, Bass und Gitarre besteht, entfacht Hubert von Goisern im voll besetzten Schwebezelt eine musikalische Urgewalt, gegen die der Regen draußen wie Daumenkino wirkt. In seinen radikal reduzierten neuen Liedern wählt der Mann aus Bad Goisern mit aller Leidenschaft den Weg der Verstörung auf höchstem musikalischem Niveau, um letztlich zur Versöhnung mit dem Leben zu gelangen. Seine neuen Songs sind sehr hart und ganz zart - und oft sind sie so beglückend naheliegend, als hätte man sie in der Nacht zuvor geträumt.

Sein eindringlicher Gesang, seine mal malträtierte und dann wieder liebkoste Ziehharmonika, seine sprechende Klarinette und seine tanzende Maultrommel - sie alle künden in Heilbronn von einer mitreißenden Form der Entschlossenheit. Das schwebende Zeltdach am Gaffenberg bietet den Zuschauern die Möglichkeit, diesen hochkonzentrierten Hubert von Goisern einerseits in der Atmosphäre eines Open-Air-Festivals zu erleben - und andererseits gleichzeitig brodelnd wie im Club.

Denn der Wind darf hereinschlüpfen ins überdachte Rund, der Regen aber wird abgewehrt. Diese Zeltkonstruktion, die ihren Teil zur Einzigartigkeit des Heilbronner Gaffenberg-Festivals beiträgt, kann - entsprechend beschallt - zur surreal wunderbaren Zuflucht werden.

Dem ladinischen Frauentrio Ganes ist am Mittwochabend die Verwandlung eines schnöden Zelts in einen wärmenden Zufluchtsort auf sehr einnehmende Weise gelungen: Die Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen und ihre Cousine Maria Moling haben vor ein paar Jahren Hubert von Goisern auf seiner Donautournee begleitet; mittlerweile zählt die Musik von Ganes zum Schönsten und Verwunschensten, was die anspruchsvolle Weltmusik derzeit zu bieten hat. Vor Hubert von Goiserns Konzert (und mit ihm gemeinsam!) erzählen Ganes eine bewegende musikalische Geschichte von der Einsamkeit und deren Überwindung. Mit dem grandiosen Doppelkonzert von Hubert von Goisern und Ganes hat die Jubiläumsausgabe eines der ungewöhnlichsten und zugleich schönsten Festivals des Landes begonnen. [...]

Hubert von Goisern in Topform

Im-Salzkammergut-TV 15. Juli 2011

Bad Ischl. Hubert von Goisern in Topform mit alten und neuen Hits, gute Stimmung und ein jubelndes Publikum - so einfach könnte man das gestrige Konzert-Highlight in Bad Ischl beschreiben.

Schon die Vorband Royal Guitar Club hat eine sehr gute Performance gebracht und sorgte für den ersten Jubel des Abends. Eine halbe Stunde lang durften die Musiker mit ihren Gitarren das Publikum begeistern.

Nach einer kurzen Pause war es so weit, Hubert von Goisern betritt die Bühne und es wurde das erste Mal sehr laut vor der Kaiservilla, das Publikum freute sich sichtlich über den Star, der nach langer Zeit wieder im Salzkammergut seinen Auftritt absolvierte.

Die erste halbe Stunde brauchte zwar das Publikum, um ordentlich in Stimmung zu kommen, doch Hits wie Goisern oder Hiatamadl, aber auch seine neuen Hits sorgten am Ende für eine Stimmung, die man mit Worten kaum beschreiben kann.

Zwei Stunden lang dauerte der Auftritt und nicht einmal der Regen konnte den Zuhörern die Stimmung vermiesen, am Ende standen alle, sangen mit und verabschiedeten den Sänger mit lautem Applaus und Jubel. Einzig die Zugabe ist ein wenig zu kurz geraten, aber am Ende kann man ein sehr positives Resümee ziehen und es bleibt nur die Freude auf ein Wiedersehen, vielleicht im nächsten Jahr.

Hubert von Goisern: Live in Bad Ischl - 14. Juli 2011

18. Juli 2011 | Fotos: © Elli Christl

Huidiei jodleiri Huidiridi

Heilbronner Stimme 15. Juli 2011 | Text: Claudia Ihlefeld

Hubert von Goisern & Ganes begeistern 1400 Fans auf dem Gaffenberg

Heilbronn - Alpine Weltmusik? Klingt wie ein Widerspruch, ist es aber nicht, wie Hubert von Goisern seit über einem Vierteljahrhundert beweist. Mit seinem Huidiei jodleiri Huidiridi besteht er auf großen und kleinen Bühnen. Und bringt zum Auftakt des 23. Gaffenberg-Festivals am Mittwochabend Alpenglühen ins Audi-Zelt.

Es mag an den Bergen liegen, an Goisern, Huberts Heimatort im Salzkammergut, wo mehr als ein Dutzend Blaskapellen auf weniger als 7000 Einwohner kommt. Vor allem aber liegt es am Achleitner Hubert, dass sich rund 1400 Fans dem nasskalten Wetter zum Trotz mitreißen lassen, an den drei famosen Musikern an seiner Seite − und an den Ganes, den Südtiroler Schwestern Marlene und Elisabeth Schuen und ihrer Cousine Maria Moling, mit denen dieser Abend beginnt.

Achleitner, so hieß der Sänger, Multiinstrumentalist und Komponist, bevor er als Hubert von Goisern zum Inbegriff des Alpenrocks wurde und zum Weltmusiker, der in Afrika und Tibet kulturell wildert, um immer wieder zurückzukehren nach Goisern: "Es is a Graus, allweil wieder muaá i z"ruck zu dir, sonst halt i"s nimmer aus".

Kuhglocken

Zurückgekehrt ist er auch zu dem Festival nach Heilbronn, wo er mit den Alpinkatzen einst begann und mit dem Ägypter Mohamed Mounir Jahre später Sufi mit Pop und Rock mischte. Mit seinem Konzert-Schiff hat Hubert von Goisern vor drei Sommern schließlich am Neckarufer angelegt, jetzt zelebriert er wieder oben auf Heilbronns Hausberg einen Sound aus Rock und Blues, aus traditioneller Volksmusik und Pop mit Zieharmonika, Kuhglocken, Mundharmonika, E-Gitarre und mit Klarinette.

"Wir singen auf Ladinisch", einer romanischen Minderheitensprache, begrüßt Ganes, die auf der aktuellen Tour Hubert von Goisern begleitet. Der Name der Band erinnert an die Geister der alpenländischen Mythologie, an die Nixen und Feen ihres Heimatdorfs La Val in den Dolomiten. Fesche Nixen sind die drei, gescheit und hochmusikalisch. Musik haben sie studiert, nun singen die Frauen in Solo-Strophen und im dreistimmigen Harmoniegesang von Liebe und Verlust und von Männern, die nicht die Richtigen waren.

Betörend poppig verwandelt Ganes die weiche ladinische Sprache in fließende Rhythmen, um schließlich den Meister selbst auf die Bühne zu bitten. Kaum hält der die weiße Quetschkommode in den Händen, ist es definitiv da: das Festival-Feeling auf dem Gaffenberg. Eine Pause, ein Umbau, dann gehört Hubert von Goisern die Bühne, dem vom Fernweh getriebenen Heimkehrer und Heimatsucher.

Gemeinsam mit Alex Pohn am Schlagzeug, Severin Trogbacher an der Gitarre und Bassist Helmut Schartlmüller folgen Schlag auf Schlag bis kurz vor Mitternacht Goisern-Klassiker und neue Songs aus dem nun schon zwölften Studioalbum, das nach dieser Sommertournee erscheint.

Ein schlichtes "Griass'z Aich", das Zelt tobt, die Fans rücken zusammen wie die Pinguine. "Hier ist es ein bisschen wie Goisern, wo es auch so schüttet." Der Mann fühlt sich zu Hause im "Gaffenberger Regenwald". Huberts Lieblingsheilige ist die Rita, die das Unmögliche möglich macht, und schon stimmen sie ein schaurig schönes "Heiliger Christopherus, bitte für uns" an.

"Manches klingt gut, ist aber Blödsinn", hat von Goisern auf seinen Lehr- und Wanderjahren erfahren, und wie nützlich es sein kann, unsichtbar zu werden wie ein Indianer. Bemerkenswert vielseitig ist die Musik zur Steirischen Harmonika, zu wilden Gitarre-Duellen und zu Drums, mal Folk, mal Power-Polka, dazwischen immer wieder Jodler und Juchzer. Souverän gelassen klingen die Geschichten, die von Goisern erzählt. "I will leben", verkünden diese Über-Oberösterreicher, holen dann nochmals Ganes auf die Bühne. Bevor es ruhig und lyrisch wird mit Weit weit weg, Heast as nit und anderen Herz-Schmerz-Ohrwürmern. Bis das Hiatamadl zum Abschied grüßt.

Alpiner Tausendsassa: Hubert von Goisern im ausverkauften Kasseler Kulturzelt

HNA 13. Juli 2011 | Foto: Malmus

Hubert von GoisernKassel. Die Berge und das Alpenglühen waren ganz nah an diesem Dienstagabend: Mundharmonika und Ziehharmonika, Kuhglocken und Klarinette malten Bilder ins Nordhessische. Und zum Schluss standen vier Männer erschöpft im Kreis, jodelten a cappella, und es klang ein wenig gregorianisch, auf jeden Fall sakral.

Ein perfekter Schluss für eine perfekte Performance im ausverkauften Kasseler Kulturzelt, und das Publikum jubelte Hubert von Goisern und seinen drei Musikern zu, die Alpenrocker aus dem Salzkammergut wurden kräftig gefeiert.

Irgendwie erinnert der Pionier der alpinen Weltmusik an die legendäre Kölschrockband Bap - eine Sprache, die kaum einer versteht, und eine Musik, die alles vereint, das Rockige und das Weiche, das Nachdenkliche und das Rebellische. Hubert von Goisern stellte im Kulturzelt seine neue CD vor, die noch nicht auf dem Markt ist. Denn er will die neuen Lieder in Ruhe spielen und keiner soll mitsingen. Eine umwerfende Erklärung ist dies, eben Hubert von Goisern, einfach anders.

Der vom Fernweh inspirierte Heimatsucher ist vor allem ein Klangbildmagier. Mit E-Gitarre und Mundharmonika löst er sich vom heimatlichen Bad Goisern, Freiheit bedeutet für ihn, ganz weit weg zu sein und eben auch ganz nah. Dann singt er, der eigentlich Hubert Achleitner heißt, ein rockiges Loblied auf seinen Heimatort und die sechs Blaskapellen (Goisern, i steh auf di), die ihn zur Musik gebracht haben.

Aber auch mit Hardrock-Rap in Indianer, dem folkloristischen Halt nit an, dem schreiend komischen Heidi-Lied, der verblüffenden Adaption von Janis Joplins Mercedes Benz oder dem melancholischen Mitsing-Lied Weit weit weg begeistert der alpine Tausendsassa sein Publikum. Wie er Traditionelles mit Modernem mischt und mit seinen drei Musikern Alex Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartlmüller (Bass) und Severin Trogbacher (Gitarre) das Volkslied mit einem rockigen, erdigen Sound verbündet, ist beglückend in seiner Spielfreude und Energie.

Singt, nein schreit und jodelt er dann noch sein I will leben ins Publikum, schafft das ein ungeahntes Lebensgefühl.