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RUTH WELTMUSIKPREIS 2011

Ruth-Verleihung in Rudolstadt

22. Juli 2011 | Fotos: © Salossi

Mit dem deutschen Weltmusikpreis "Ruth" wurde Hubert von Goisern am 2. Juli 2011 ausgezeichnet, dafür, dass es ihm "immer wieder gelingt, seinen eigenen Sound und seine Ideen mit denen fremder Länder und Menschen zu verbinden", so die Jury. Beim Tanz- und Folkfest in Rudolstadt wurde der Preis auf der Heidecksburg-Bühne übergeben, bevor HvG und seine Band eine Stunde lang vor einem begeisterten Publikum musizierten.

Rede zur Verleihung:

"Die deutsche Ruth – schon lange kein Nachwuchspreis mehr, sondern ein Preis, der einer aktuellen Musikproduktion gewidmet ist, die sich zeitgemäß und überzeugend mit musikalischen Traditionen aus dem deutschen Sprachraum auseinandersetzt. Also ein Preis, der durchaus auch mal an einen Veteranen gehen kann – solange er zeitgemäß und überzeugend daher kommt.

Und das tut der Preisträger der deutschen Ruth 2011:

Hubert von GoisernEs ist ein Mann, der äußerlich eher zurückhaltend wirkt, abwartend manchmal sogar.

Ich kann mich noch dran erinnern, wie ich die Alpinkatzen das erste Mal getroffen habe, vor bald 20 Jahren, seine erste Band – also: die erste wirklich überregional erfolgreiche.

Die waren auf Promo-Tournee und kamen ins Studio wie ein Sack junger Hunde: mit leuchtenden Augen, aufgekratzt und aufgedreht. Und als letzter kam Hubert von Goisern, so, als ob er nicht wirklich dazu gehörte, ein bisschen scheu und verschlossen, aber einen Kopf größer als die anderen und mit einer gewaltigen Ausstrahlung. Der ruhende Pol, um den die anderen kreisten.

Hinter dieser unnahbaren Fassade steckt aber eine quirlige Kraft und ein unbändiger Geist: einer, der immer wieder aufbricht zu neuen Ufern, der immer wieder was neues ausprobieren will, der Herausforderungen sucht und immens neugierig ist. Und einer, der sich oft genug in der Weltgeschichte herumgetrieben hat, um zu wissen, dass er immer sich selber mit herum trägt – egal, wie weit weg von zuhaus sein Weg ihn führt.

Von Goisern – das war auch kein Adelstitel, wie manche anfangs misstrauisch argwöhnten – Adelstitel waren noch vor 20 Jahren gar nicht so beliebt – von Goisern hieß eigentlich nur so viel wie aus Goisern – und Goisern, das war bald so was wie ein mythischer Ort: links um die Ecke vom kölner BAP-Viertel neben Ribbecks Birnengarten und irgendwie auch nicht allzu weit von Haindling entfernt. Ein Ort, in dessen Erde man offensichtlich gut wurzeln, und aus dessen Erde man Kraft und Nahrung beziehen konnte: Geschichten, Melodien, Rhythmen; die Ruhe, die einer braucht, der viel unterwegs ist und die Sprache, in der er träumt.

Einen Traum hat der Hubert von Goisern 2008 und 2009 Wirklichkeit werden lassen – und das hat ihn bis an seine Grenzen gefordert: Eine völlig bescheuerte Idee, und grandios: Dem Weg des Wassers zu folgen, das hinter Bad Goisern aus dem Berg kommt, und das ins Tal rinnt und zum Bach wird und zum Fluss und zum veritablen Strom und dann ins Meer mündet.

Die Donau runter bis zum schwarzen Meer und dann den Rhein hinab bis Rotterdam: mit einem Frachter, einem Schubverband voller Musiker und der geballten Neugier auf die Kollegen, die ihnen da begegnen mögen. Spannende Begegnungen sind das geworden, auch wenn die eine oder andere Enttäuschung darunter war. Aber auf Haut und Haar kann man deutlich hören, wo es Funken geschlagen hat – und wie es brennt, wenn da einer mit vollem Einsatz zur Sache geht, um einen Traum umzusetzen und "mit zu teilen". Ein Mammut-Unternehmen: der Spur des Wassers zu folgen, an den unterschiedlichsten Kulturen vorbei bis in den großen Ozean. Ein Unternehmen, auf das man sich nur so einlassen kann: Mit Haut und Haar.

Und dafür kriegt er heute auch die Ruth: weil er auf dieser Reise seine Wurzeln und seine Träume mit denen der anderen verbunden hat, die am Wasser zuhause sind.

(Die deutsche Ruth 2011 geht an Hubert von Goisern. Ein besonders schönes Exemplar, wie immer: scheint aus Wurzelholz zu bestehen, und darin ist eine steinerne oder vielleicht sogar kristallene Ader eingeschlossen.)

Aber kaum zurück, ist Hubert von Goisern auch schon wieder unterwegs, und zwar in eine ganz andere Richtung: nach dem logistischen Albtraum, dem organisatorischen Groß-Werk jetzt die kleine, aber feine Guerilla-Einheit: von Goisern als vierköpfige Rumpf-Band. Klein, laut, und vielleicht auch ein bisschen schmutzig...

In gewisser Weise kehrt er so zu seinen eigenen musikalischen Wurzeln zurück: alpiner Rock"n"Roll in kleinster Besetzung."

Hubert von Goisern

Hubert von Goisern: Live in Rudolstadt - 2. Juli 2011

22. Juli 2011 | Fotos: © André Bauer