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HUBERTS SCHREIBTISCH

EWIGE NARRENFREIHEIT IM EWIGEN EIS? (oder: wer sind wir eigentlich?)

Mai 2012 | Text: Hubert von Goisern

Es gibt plausible Motive für eine Reise nach Grönland: die unfassbar eindrucksvolle, erhabene Natur oder die Kultur und Überlebenskunst der freundlichen Inuits, die es geschafft haben die Grenzen der Zivilisation bis dorthin zu schieben. Es gibt auch gute Gründe für Partnerschaften mit den Einheimischen.
Aber die alpine Schi-WM 2013 in Schladming ausgerechnet dort der Weltöffentlichkeit präsentieren zu wollen, um Attribute wie: "sauber",  "grün" und "nachhaltig" zu beschwören, geht auf keine Kuhhaut, nicht einmal auf die eines Ochsen. Das ist schlichtweg krank!
"Natürlich haben wir die CO2 Zertifikate für die Reise bezahlt." (Das ist so, als würde man glauben, durch einen Strafzettel erkaufe man sich das Recht, sein Auto in der Fußgängerzone abzustellen). Und: Wer sind wir eigentlich? Auch wenn diese Untat keine ÖSV Gelder beansprucht haben soll, sondern ausschließlich von Sponsoren finanziert wurde, hat es öffentliches Geld gekostet. Denn, dass das alles von der Steuer abgesetzt wird ist wohl auch klar.
Erstaunt nehmen "wir" zur Kenntnis, dass sich neben zahlreichen verdienten Sportlerinnen und Sportler, auch C. L. Attersee nicht gescheut hat diese Rudelreise zu unternehmen und fassungslos sind "wir" über die Teilnahme von Monika Langthaler, als Beraterin in Sachen Umweltverträglichkeit.

Nein – Spaß beiseite. Wie eingangs gesagt: Grönland ist eine Reise wert. Fahren sie hin, lassen sie sich verzaubern von der Unberührtheit einer gewaltigen Natur, von der Großartigkeit der Schöpfung. Aber reisen sie in kleinen Gruppen; am besten allein und rechnen sie - egal wer und was sie sind - mit längeren wetterbedingten Verzögerungen bei der An- und Abreise.
Und wenn sie extra Gelder zur Verfügung haben: Nehmen sie Kontakt mit den Inuits auf und fördern sie Projekte die den Kindern und Jugendlichen dort zu Gute kommen. Die zahlreichen internationalen Campagnen, die Jagd der seit 5000 Jahren dort ansässigen Ureinwohner zu ächten, haben gegriffen und den Inuits weitgehend die Lebensgrundlage entzogen. Mangels alternativer Möglichkeiten, ist ein drastischer Anstieg von Suiziden die Folge. Hauptsächlich davon betroffen: Jugendliche zwischen 15 – 20 Jahren. Vielleicht hilft dem einen oder der anderen (die es sich leisten können) ja auch Schifahren bei der Lebensbewältigung?! Und wenn die Amerikaner eine Militär-Basis dort haben können, warum dann nicht der ÖSV ein Sommertrainingslager?

Und was Schladming angeht: Waren sie schon einmal am Dachstein Herr Schröcksnadel? Das ist jener Berg, den man vom Starthaus der Planai aus vor Augen hat. Auch da gibt’s Gletscher, die für ein Showrennen und eine Präsentation einen spektakulären Hintergrund hätten bieten können.  Wetterglück vorausgesetzt ;-))