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LINZ EUROPA TOUR 2007-2009

Linz Europa Hafenfest: Warmup-Konzert in Bad Ischl - 2. Juli 2009

10. Juli 2009 | Fotos: © Sarah Marchant

Am Abend vor dem Start des Linz Europa Hafenfests gaben Haydamaky, Zdob și Zdub, Claudia Koreck, Hubert von Goisern und seine Band, Klaus Doldinger und Karandila einen spannenden Einblick in das damals bevorstehende dreitägige Festival in Linz.

Fulminantes Festival Opening

Linz 09 2. Juli 2009

Zum fulminanten Auftakt des Linz Europa Hafenfestes am Freitag, dem 3. Juli, versetzen Hubert von Goisern und seine Band u. a. mit Claudia Koreck, Karandila und Klaus Doldingers Passport das Linzer Hafengelände in einen künstlerischen Ausnahmezustand.

Musikalisch aufgewärmt sind die KünstlerInnen ja bereits. Bei der Welcome Party am Montag rockten sie das Künstlerschiff MS Wien, das seit Sonntag im Hafen liegt. Auch bei zahlreichen Straßenkonzerten und Jam-Sessions ließen sich die MusikerInnen wieder vom Spirit der Linz Europa Tour 2007 - 2009 inspirieren. So kamen unzählige Musikbegeisterte in Lembach, Rohrbach, Freistadt, Mauthausen, Steyr und MitarbeiterInnen der voestalpine AG bereits in den Genuss der spontanen Straßenkonzerte. Heute, Donnerstag, standen noch Gmunden, Hallstadt und Bad Ischl auf dem Programm.

"Diese Konzerte zu spielen ist großartig für uns, weil dabei die gemeinsamen Emotionen der Schiffsreisen wieder aufleben - wir sind begeistert, dass das so blitzartig passiert ist. Außerdem ist die Unmittelbarkeit der Straßenkonzerte ein besonderes Erlebnis, man ist sehr nahe an den Menschen dran. Es ist uns wichtig, für alle OberösterreicherInnen zu spielen, und auch eine Straße kann eine wunderbare Bühne sein."
Hubert von Goisern

"Für uns war jedes Konzert eine neue Überraschung, weil nichts genau geplant war. Es ist interessant, die Reaktionen der Menschen auf der Straße zu beobachten. Wenn wir mit Huberts Band unsere Roma-Lieder spielen, ist das voller Energie, der Funke springt auf das Publikum über und viele tanzen."
Angel Tichaliev, Karandila

Hubert von Goisern & Freunde: Straßenmusik im Salzkammergut - 2. Juli 2009

9. Juli 2009 | Fotos: © Sarah Marchant

Gmunden: Überraschungscoups von Hubert von Goisern

Salzi.at 2. Juli 2009 | Foto: Josef Aigner

HvG in GmundenEinen Überraschungscoup landete Hubert von Goisern, als er am heutigen Donnerstag seinen Freunden aus den Donauländern das Salzkammergut zeigte. Nach einem kurzen Aviso am Vortag - die Kulturabteilung konnte gerade noch einen Newsletter und ein paar telefonische Rundrufe absetzen - bot die multikulturelle Musikertruppe am Donnerstag vor dem Gmundner Rathaus einen Vorgeschmack auf das dreitägige Linz Europa Hafenfest.

Die rassige bulgarische Zigeunerblaskapelle Karandila marschierte laut spielend über den Platz, dann legten Hubert von Goisern, die kraftstrotzende bayrische Soul-Schwester Claudia Koreck, die Hardcore-Folkrocker Zdob și Zdub aus Moldawien und Jazz-Rock-Legende Klaus Doldinger (Saxophon) auf dem Schubertplatz los. Der einzige, der auf dem Platz nicht klatschte, tanzte oder mit jauchzte war der steinerne Franz Schubert vor Rathausfassade.

Am selben Tag standen noch ein weiteres Straßenkonzert in Hallstatt und ein abendliches Konzert im Ischler "Lehár" auf dem Programm.

Knapp 200 Passanten - anfänglich überrascht ("Spielt da wirklich der Hubert von Goisern?") und gleich darauf vollauf begeistert - genossen die knappe Stunde in vollen Zügen.

Hubert von Goisern & Freunde: Straßenmusik im Mühlviertel - 30. Juni 2009

8. Juli 2009 | Fotos: © Bernhard Flieher

Jenseits aller engen Räume

Salzburger Nachrichten 3. Juli 2009 | Text & Foto: Bernhard Flieher

Hubert von Goisern spielt auf dem Land: Reportage über eine geniale Schamlosigkeit und grenzenloses Stauen.

Hubert von GoisernWer beim letzten Anstieg zum Gipfel ans Tal denkt, in das er dann absteigen muss, macht einen Fehler. So wie Hubert von Goisern sich gerade ins Zug legt, besteht da keine Gefahr. Er steht auf dem Kirchplatz in Lembach. 1500 Einwohner. Gewitterregen. Vor einem Pritschenwagen sitzen die Musiker. Während die bulgarische Roma-Blechblasband Karandila aufspielte, wurden die Instrumente unter einer Plane aufgebaut. Es klänge peinlich kitschig, wenn es nicht wahr wäre: Genau jetzt, da der Goiserer einen Jodler anstimmte, hellt sich der Himmel vom Osten her auf. Gut hundert Leute sind zusammengeströmt. Angekündigt war nichts, Handys verbreiten jede Aufregung schnell. So war das in den vergangenen Tagen auch in Rohrbach, Steyr oder Hallstatt.

"Ich bin nicht unterwegs, um in schön abgeschlossenen Bereichen zu spielen, ich will ins Leben, raus aus dem geschützten Raum", sagt Hubert von Goisern, bevor er in den Bus steigt, mit er, seine Band und Musikgäste aus ganz Europa durch das Mühlviertel kurven. Die Idee, geschützte Räume zu verlassen, bezieht sich auf die Dorfplatz-Tour. Sie beschreibt aber auch eines der Grundmotive der Linz-Europa-Tour, die "größte Anstrengung aber in vieler Hinsicht auch größte Erfüllung" in Hubert von Goiserns Karriere.

Vor vier Jahren begannen die Planungen. In den vergangenen beiden Sommern war Hubert von Goisern auf der Donau unterwegs, spielte Konzerte im Südosten bis zum Schwarze Meer, dann nordwärts bis Rotterdam. Zugestiegen sind auf bei den einzelnen Stationen dieser Reise lokale Künstler. Da blieb oft wenig Zeit zum Kennenlernen. Nun hat der Goiserer diese Musiker nach Linz eingeladen. Einige sind seit Tagen da. Als Einstimmung und zum Proben ging's wie bei einem Schulausflug ins Ungewisse durch Oberösterreich, bevor ab heute, Freitag, das Linz-Europa-Hafenfest stattfindet. Dieses Festival soll der Gipfel werden, an den es jetzt am Ende der langen Reise zu denken gilt. Das Tal danach ist keine Gedanken wert. Solche Gedanken gehen sich auch nicht aus, weil noch viel zu tun ist. Müde ist Hubert von Goisern, aber: "Es ist nur eine verhältnismäßig kleine Anstrengung im Vergleich zum gesamten Projekt. Und vor allem weiß und fühle ich: Es zahlt sich aus."

In nächtlichen Proben auf einem Schiff im Linzer Hafen ereignen sich in Vorbereitung auf das Hafenfest keine plumpen Anbiederungen. Es wird mit Spaß gefeiert und ernsthaft musiziert und geredet. Es entsteht etwas, das größer ist als gemeinsames Musizieren für ein Konzert-Event. Der Charme des 70 Jahre alte Raddampfer "MS Stadt Wien" ist morbide. "Und bevor das Schiff untergeht, treiben wir hier noch einmal in großer Inspiration", sagt der Goiserer lächelnd.

"Es wird beim Hafenfest ja nicht nur der Hubert mit den Gästen musizieren. Es zeichnen sich auch andere Kooperationen ab", sagt Hage Hein, seit 20 Jahren Goisern-Manager. So wird die zarte bayrische Songschreiberin Claudia Koreck mit den Kraftlackeln von Karandila auftreten. Glücklich strahlt Hein auf dem Stadtplatz von Rohrbach. "Diese Tage erinnern mich an die alten Zeiten des Aufbruchs, an die frühen Jahre der Karriere: Hubert in Topform, extrem fokussiert", sagt er und: "Was sich hier ereignet, ist die Essenz. Darauf kommt es an."

"Eine solche Schamlosigkeit, da einfach raus zu fahren und zu spielen - das ist unglaublich genial", sagt Wolfgang Niedecken, Chef der Kölsch-Rocker BAP, einer der erfolgreichsten deutschen Bands seit 30 Jahren. Die Überlandpartie erinnert ihn an die Rolling Thunder Revue von Bob Dylan. Der hat in den frühen 1970er Jahren, als er gerade wieder einmal aus einer Versenkung auftauchte, auch ein paar Freunde eingepackt und irgendwo in der neuenglischen Provinz aufgespielt. "Natürlich ist die Idee romantisch, dass durch so eine Aktion Leute zusammen kommen, die sich sonst nie kennen lernen würden - und womöglich auch noch untereinander zu verstehen beginnen. Andererseits: Man sieht doch genau hier, dass diese romantische Idee funktioniert." In Freistadt wird er dann selbst Teil des Beweises: Da steht ihm mit offenen Mund ein BAP-Fan gegenüber, der es nicht fassen kann, dass Niedecken jetzt bei ihm daheim auf der Straße musiziert mit der Klampfe in der Hand.

Die Idee, mit einem Schiff Europa zu verbinden, das Unbekannte zu erobern und gängig zu machen, erlebt auf der Straße aber auch Grenzen. "Hoffentlich stehlen die nichts", sagt einer der Passanten als Hubert von Goisern in Rohrbach die Roma-Partie Karandila vorstellt. Es verschlägt ihm die Sprache und für einen Moment schaut es aus, als wäre es das gewesen, als möchte er am liebsten einpacken und gehen. Er spielt aber dann doch an gegen Dummheit und Ignoranz, singt: "Irgendwo geht grad in dem Moment de Sun auf und a neuer Tag fangt an". Nach dem Auftritt kommen zwei Damen, bitten um Autogramme und auch um Entschuldigung: "Bitte behalten Sie uns nicht so in Erinnerung", sagen sie. Freilich wird das in Erinnerung bleiben. Sowie der Polizist, der in Steyr zwar den Stromstecker zog, aber nicht wusste, dass die Partie mit einer unabhängigen Stromversorgung für alles gerüstet war. Oder die Dikussion in Mauthausen, wo die Roma Karandila gern einen Trauermarsch im KZ gespielt hätten. Wurde aber nicht erlaubt. Diese Ereignisse bleiben, sind bisweilen auch "erschütternd" (Hein). Sie drängen sich aber nicht in den Vordergrund, weil es "viele kleine, schlichte Schönheiten gab, weil Begegnungen überwiegen, aus den sich sehen lässt, dass es Hoffnung gibt" - für das Zusammenleben also solches und auch für künftige Musikkooperationen.